Mehr als nur Knöllchenschreiber: Dresdner Ordnungshüter immer öfter in gefährlichen Situationen

Dresden - Eigentlich sind sie unterwegs, um Falschparker zu erfassen, Bordsteinabsenkungen freizuhalten und für Ordnung im ruhenden Verkehr zu sorgen. Doch immer häufiger geraten Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Situationen, die weit über ihre eigentlichen Aufgaben hinausgehen.

An der Haltestelle "Alttrachau" griff am 12. November ein 31-jähriger Mann mehrere Menschen an.
An der Haltestelle "Alttrachau" griff am 12. November ein 31-jähriger Mann mehrere Menschen an.  © Bildmontage/privat (2)

Denn was als routinemäßige Kontrolle am vergangenen Mittwoch auf der Leipziger Straße begann, endete für zwei Mitarbeiter der Dresdner Parkraumüberwachung in einem gefährlichen Einsatz.

Wie das Ordnungsamt Dresden auf Anfrage von TAG24 mitteilte, informierte ein Zeuge die beiden Gemeindlichen Vollzugsbediensteten darüber, dass ein Mann eine Frau und ein Kind attackiere. Die Mitarbeiter eilten daraufhin umgehend zur genannten Stelle - und gerieten dabei selbst in eine bedrohliche Situation.

Denn der psychisch gestörte 31-Jährige attackierte mehrere Menschen, darunter Frauen und Kinder.

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Wie in den sozialen Medien veröffentlichte Aufnahmen zeigen, gelang es den Außendienstkräften gemeinsam mit mutigen Anwesenden schließlich, den Angreifer zu überwältigen. Kurz darauf traf die Besondere Einsatzgruppe der Polizeibehörde zudem ein und hielt den Mann bis zum Eintreffen der Polizei fest.

Die Parkraumüberwacher selbst waren diesmal zwar nicht das direkte Ziel der Aggression, dennoch zeigt der Vorfall, wie schnell Beschäftigte des Gemeindlichen Vollzugsdienstes in Situationen geraten können, in denen es um weit mehr geht als um Parkverstöße.

Ordnungskräfte sehen sich immer häufiger Angriffen ausgesetzt

Im Außendienst kann es schnell zu verbalen und körperlichen Angriffen kommen. (Archivfoto)
Im Außendienst kann es schnell zu verbalen und körperlichen Angriffen kommen. (Archivfoto)  © Robert Michael/dpa

Die betroffenen Kollegen wurden nach dem Einsatz zunächst amtsintern betreut. "Weitere psychologische Unterstützung ist ihnen angeboten worden", so das Ordnungsamt gegenüber TAG24.

Ob die beiden Mitarbeiter seit dem Vorfall ihr Verhalten im Außendienst angepasst haben, konnte die Behörde nicht sagen - beide seien derzeit abwesend.

Der Vorfall spiegelt eine bundesweit zu beobachtende Entwicklung wider: Ordnungskräfte sehen sich immer häufiger verbalen Angriffen oder körperlicher Gewalt ausgesetzt, wie auch eine Studie des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung zeigt.

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Auch in Dresden häufen sich Übergriffe auf Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Erst in diesem Jahr wurden unter anderem ein Angriff durch einen 18-Jährigen sowie eine Hundeattacke auf Beschäftigte des Gemeindlichen Vollzugsdienstes bekannt.

Schlagzeilen machte zudem ein Vorfall beim Stadtfest 2021, bei dem ein Mitarbeiter durch einen Ellbogenschlag an der Schläfe verletzt wurde, wie die Sächsische Zeitung berichtete.

Die Polizeibehörde prüft die Ausbildungs- und Schutzmaßnahmen für ihre Beschäftigten

Beim Ahnden von Parkverstößen treffen Parkraumüberwacher oft auf den Unmut einzelner Verkehrsteilnehmer und sind im Gegensatz zu anderen Sachgebieten bisher kaum geschützt. (Archivfoto)
Beim Ahnden von Parkverstößen treffen Parkraumüberwacher oft auf den Unmut einzelner Verkehrsteilnehmer und sind im Gegensatz zu anderen Sachgebieten bisher kaum geschützt. (Archivfoto)  © Bildmontage: Thomas Türpe (2)

Um solchen Situationen besser begegnen zu können, setzt das Amt verstärkt auf Deeskalationsschulungen und Training für den Umgang mit gefährlichen Lagen. Auch die Verkehrsüberwacher können an diesen Maßnahmen teilnehmen.

Während die Besondere Einsatzgruppe unter anderem Einsatzstöcke, Geräte zum Abschießen von Pfefferladungen, taktische Taschenlampen, BOS-Funkgeräte, Handfesseln und Schutzwesten mitführt und auch der Stadtordnungsdienst über Reizstoffsprühgeräte, Handfesseln und Funktechnik verfügt, hatten die Parkraumüberwacher im Alltag bisher nur ihre Smartphones als Schutz - obwohl sie ebenfalls häufig direkt auf den Unmut der Bürger treffen, wenn sie Parkverstöße ahnden.

Wie das Ordnungsamt erklärt, wurde die Ausstattung mit BOS-Funkgeräten (für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben) nach dem Vorfall auf der Leipziger Straße ausgeweitet, sodass nun jede Streife ein eigenes Gerät erhält.

Zudem, so das Ordnungsamt, werden weitere Ausbildungs- und Schutzmaßnahmen geprüft, um die Sicherheit der Beschäftigten zu erhöhen.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe (2)

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