Mein Tag als Football-Spieler: Die harten Jungs walzen mich um

Dresden - Football - kaum ein Sport hat in den vergangenen Jahren so viel Hype erlebt. Riesige Typen, unfassbare Plays, Stadion-Action de luxe. Die NFL ist längst in Deutschland angekommen - also wollte ich wissen: Wie fühlt sich das eigentlich an, selbst in voller Montur auf dem Platz zu stehen? Also habe ich mich mit ein paar Spielern der Dresden Monarchs getroffen und sagen wir es mal so: Mein Körper hätte da im Nachhinein ein, zwei Anmerkungen.

Beim Ankleiden gab es freundliche Hilfe von Profi Jannik (25, l.).  © Steffen Füssel

Schon das Anziehen ist ein Abenteuer. Schulterpolster, Hose, Helm - ohne Jannik hätte ich die Pads vermutlich nie angezogen bekommen. Dann der Helm - gefühlt ein halber Zementsack. "Das sagen viele", grinst Jannik (25). Und schon geht's raus zur Erwärmung.

Danach erst mal die Frage: Wie wirft man dieses Ei eigentlich richtig? Aaron (22), eigentlich Wide Receiver (Passempfänger), erklärt: kleiner Finger und Ringfinger auf die Naht, Mittelfinger davor und Daumen auf die andere Seite.

Wichtig: Handgelenk abklappen und Hüfte mitnehmen. Klingt einfach. Bei meinen ersten Würfen fliegt der Football aber nicht wirklich mit Spin und eiert nur durch die Luft.

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Tofunmi (22) ruft: "Dreh mehr aus der Hüfte!" Aaron ergänzt: "Und nicht zu früh loslassen, sonst bekommt der Football keinen Spin." Ich geb mein Bestes. Dann ein halbwegs perfekter Wurf - ich hör sofort auf. Der muss in Erinnerung bleiben. "Besser wird's heute nicht", meint Aaron. Und er hat recht.

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Im Bild sieht der Wurf besser aus als in Wirklichkeit.  © Steffen Füssel

Ohne Rücksicht auf Verluste geht es beim Training zu

Verteidiger Jakob Kretschmer haut unseren Redakteur ordentlich um.  © Steffen Füssel

Fangen klappt besser. Hände in Diamantform, Arme vom Körper weg - so soll's sein. Der Ball soll perfekt da reinfliegen. Klappt, bis jemand mit Tempo wirft - dann wird der Football zur fliegenden Bowlingkugel und ich muss ganz schön kämpfen, ihn festzuhalten.

Jetzt Tackling. Verteidiger Logan (22) zeigt, wie's geht: tief runter, Schulter rein, aus den Knien rausdrücken - klingt wie eine Mischung aus Gewichtheben und Limbo, fühlt sich aber eher an wie ein Umzugsservice ohne Rücksicht auf Verluste.

Ich darf zuerst selbst tackeln - macht Spaß! Dann dreht sich der Spieß um. Logan startet ganz entspannt, hebt mich aber plötzlich wie ein nasses Handtuch hoch. Dann kommt Jannik. Boom! Ich fliege, verliere kurz die Orientierung und die Luft.

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Auch Jakob (22) wollte seinen Spaß haben und walzte mich noch mal ordentlich um. Ich frage: "Wie viel Prozent war das?" - "So 20 vielleicht", grinsen die Jungs. Super. Dann will ich gar nicht wissen, wie sich 100 Prozent anfühlen.

Teamwork ist im Football enorm wichtig.  © Steffen Füssel

Für das erste Mal war es gar nicht so schlecht

Da läuft sich unser Reporter Benjamin Schön (22, v.) tatsächlich frei und schafft es, den Ball zu fangen.  © Steffen Füssel

Zum Schluss darf ich noch mal Routen laufen als Receiver. Aaron zeigt mir, wie man täuscht, beschleunigt, dreht. Ohne Verteidigung. Alles entspannt.

Dann stellt sich Jakob vor mich - ab da sieht die Welt ganz anders aus. Ich kämpfe um Raum, dreh mich, fange, versuche den Ball festzuhalten. Die Zeit zum Reagieren ist minimal. Manchmal funktioniert es und manchmal nicht.

Und Janniks Fazit? "Du hast dich gut geschlagen. Ein, zwei Positionen kommen für dich infrage. Quarterback wird es wohl eher nicht."

Da hat er wohl recht. Ich für meinen Teil bin fasziniert und ehrfürchtig zugleich.

Teil 3 der Serie: Mein Tag als Straßenbahnfahrer lest Ihr hier.

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