Dresden - Jens Großer (52) kümmert sich bereits seit 2008 im Innenministerium um den Brandschutz. Seit Kurzem ist er der neue Landesbranddirektor. Im TAG24-Interview spricht er über die Zukunft der Landesfeuerwehrschule Nardt, die Entwicklung der Personalzahlen in den sächsischen Feuerwehren und mehr.
TAG24: Als Landesbranddirektor befassen Sie sich vor allem mit übergeordneten Themen. Mit welchen zum Beispiel?
Jens Großer: Da geht es etwa um Zukunftsperspektiven. Das System der Freiwilligen Feuerwehren ist alternativlos.
Den Bedarf einzig mit Berufsfeuerwehren abzudecken, würde mehr als eine Milliarde Euro im Jahr kosten, allein für Personal.
Aber es geht auch um den Katastrophen- und Zivilschutz, die künftig einen viel breiteren Raum einnehmen werden.
1720 Feuerwehren in Sachsen
TAG24: Pauschal betrachtet geht es den Feuerwehren gut. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?
Großer: Wir könnten mehr zusammenarbeiten, zum Beispiel durch zentrale Beschaffungen von Technik und Ausrüstung.
Sie müssen sich vorstellen: Wir haben 1720 Feuerwehren in Sachsen, bestellen beispielsweise bei Uniformen 1720-mal das Gleiche. Das ginge zentral einfacher. Aber auch bei Feuerwehrfahrzeugen sehen wir viele Möglichkeiten bei zentraler Beschaffung.
Hier haben wir bisher bei den Sammelbestellungen nicht die Preisnachlässe erhalten, die wir uns erhofft haben.
43.315 Mitglieder in den Freiwilligen Feuerwehren
TAG24: Jahrelang war die dünne Personaldecke in den Schlagzeilen. Wie stellt sich die Situation heute dar?
Großer: In den letzten Jahren konnten die Zahlen der aktiven Mitglieder in den Freiwilligen Feuerwehren mit 43.315 Frauen und Männern entgegen dem allgemeinen Trend konstant gehalten werden.
Mit der aktuellen Kampagne "Du bist unsere Rettung – Ehrenamt mit Blaulicht" werben wir auf Stadt- und Dorffesten. In Schellerhau zum Beispiel konnte die Feuerwehr so sechs neue Mitglieder auf einmal gewinnen.
Noch mehr Zulauf gibt es bei den Kinder- und Jugendfeuerwehren. So vermeldet die Landesjugendfeuerwehr neue Rekordzahlen mit mehr als 19.000 Mädchen und Jungen.
Neue Technologien stellen Feuerwehren vor neue Herausforderungen
TAG24: Trotzdem haben einige Wehren den Dienst wegen Personalmangels quittiert. Andere machen gemeinsame Sache. Ist das ein neuer Trend?
Großer: Beides gibt es. Aber ein Trend? Nein. Konzentrationen können hilfreich sein, weil Feuerwehr heute viel mehr umfasst als früher – hier sei nur auf den ganzen Bereich Technische Hilfsleistungen verwiesen.
Neue Technologien stellen auch die Feuerwehren vor neue Herausforderungen. Aber wir brauchen die Feuerwehr natürlich auch in der Fläche.
Die Feuerwehren in den Ortsteilen nehmen auch eine wichtige gesellschaftliche Rolle im Gemeindeleben ein.
Feuerwehr kämpft mit Tageseinsatzbereitschaft
TAG24: Der Brandschutz in Sachsen ist also überall gegeben?
Großer: Ja. Womit wir aber seit geraumer Zeit kämpfen, ist die Tageseinsatzbereitschaft.
Weil immer weniger Menschen dort arbeiten, wo sie wohnen. Aber auch da sind wir mit neuen Konzepten auf einem guten Weg.
Feuerwehr plant mehr Fortbildungsplätze
TAG24: Viele Wehrleiter klagen über die langen Wartezeiten für Fortbildungen. Lässt sich das nicht beschleunigen?
Großer: Vor zehn Jahren hatten wir 4000 Plätze pro Jahr, heute sind wir bei über 6000. Auch Onlinelehrgänge wurden in den letzten Jahren eingeführt.
Aber um das langfristige Ziel von 8000 Plätzen zu erreichen, brauchen wir mehr Personal und mehr räumliche Kapazitäten. Die Pläne für eine neue Übungshalle an der Feuerwehrschule Nardt liegen fertig in der Schublade.
TAG24: Der Ausbau der Feuerwehrschule ist ein Dauerthema
Großer: Nardt bleibt für uns die wichtigste Ausbildungsstätte. Die Schule macht eine super Arbeit. Und natürlich halten wir an ihrem Ausbau fest. Aber angesichts knapper Kassen müssen wir Schwerpunkte setzen.
Mit der gleichbleibenden Förderpauschale für aktive Feuerwehrleute sowie Mitglieder der Kinder- und Jugendfeuerwehren werden wir weiterhin das ehrenamtliche Engagement unterstützen
Auch die Investitionsförderung bleibt im bundesweiten Vergleich auf einem hohen Niveau.