Debatte um Krisenvorsorge: Wie gut ist Dresden auf einen Blackout vorbereitet?

Dresden - Die Hochwasser 2002 und 2013, der Blackout vor gut zwei Jahren: Katastrophenfälle sind selten, aber passieren. Um künftig besser vorbereitet zu sein, sollte die Stadt ihre Krisenvorsorge verbessern, auch eine neue Notstromversorgungs-Anlage errichten. Doch das Projekt lahmt.

Sicherheitsbürgermeister Jan Pratzka (53, CDU) gab Auskunft über Dresdens Krisenvorsorge.
Sicherheitsbürgermeister Jan Pratzka (53, CDU) gab Auskunft über Dresdens Krisenvorsorge.  © Thomas Türpe

Viele erinnern sich noch an den Ballon, der das Umspannwerk Dresden-Süd lahmlegte, kurzfristig 300.000 Haushalte, auch Industrie, TU und einige DVB-Bahnen ausbremste.

Damit kritische Infrastruktur (Krankenhäuser, Rettungsdienste, Wasserversorgung) im Katastrophenfall weiter arbeiten kann, beschlossen die Räte im Januar 2022, am Großtanklager der Total-Tankstelle Bremer Straße eine neue Anlage für die Notstromversorgung zu errichten, planten dafür zwei Millionen Euro ein.

Trotz Baugenehmigung verzögert sich aufgrund höherer Kosten und Engpässen bei Baufirmen jedoch die Fertigstellung, antwortete das Rathaus auf Anfrage der Freien Wähler.

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"Die Situation ist hochbeunruhigend", sagte Stadtrat Claus Lippmann (69) am Donnerstag. Denkbar sei neben bereits erlebten Krisen etwa ein Kälteeinbruch oder ABC-Ereignis. "Heute ist nichts mehr auszuschließen."

So katastrophal sah es in Dresden vor gut zehn Jahren aus.
So katastrophal sah es in Dresden vor gut zehn Jahren aus.  © dpa/Matthias Hiekel
Das Umspannwerk Dresden-Süd wurde 2021 von einem folierten Luftballon lahmgelegt.
Das Umspannwerk Dresden-Süd wurde 2021 von einem folierten Luftballon lahmgelegt.  © Roland Halkasch

AfD nennt Bau-Verzögerung "bedenklich"

Am Großtanklager der Total-Tankstelle an der Bremer Straße soll eine Notstromversorgungs-Anlage gebaut werden.
Am Großtanklager der Total-Tankstelle an der Bremer Straße soll eine Notstromversorgungs-Anlage gebaut werden.  © Eric Münch

Eileen Mühlbach (53, SPD) kritisierte die Freien Wähler, mit ihrer Debatte "diffuse Angst zu schüren", warf ihnen Populismus vor. Es gebe bereits ein "umfassendes Katastrophenschutz-Management."

Ein richtiger "Blackout" (tagelanger Stromausfall) sei nicht völlig unmöglich, aber sehr, sehr unwahrscheinlich, so Andrea Mühle (44, Grüne). Sie schlug Insellösungen mit erneuerbaren Energien wie Blockheizkraftwerke (mit Biogas) oder für Bürger Balkonkraftwerke (mit Speicher) vor.

Die AfD nannte die Bau-Verzögerung "bedenklich". Bürger sollten sich auch über private Notfallvorsorge informieren. "Wer von Ihnen hat denn die NINA-App des Bundesamtes für Katastrophenhilfe? Damit sollten wir alle anfangen", regte CDU-Rat Hans-Joachim Brauns (64) an.

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Laut Sicherheitsbürgermeister Jan Pratzka (53, CDU) soll die Anlage am Großtanklager bis Ende 2024 fertig sowie weitere fünf Tankstellen für die Notstromversorgung erschlossen werden. Die Bezirksämter Pieschen und Klotzsche hätten bereits Notstromaggregate gekauft.

Einen Antrag der Freien Wähler, einen Tag der Krisenvorsorge einzurichten, an dem auch die Bürger einmal im Jahr richtiges Verhalten in Notfällen üben können, lehnte der Stadtrat mehrheitlich ab.

Titelfoto: Bildmontage: Roland Halkasch, Thomas Türpe

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