Gutachten-Rekord im Rathaus: Umwelt-Bürgermeisterin lässt Hunderte Einschätzungen extern erstellen
Dresden - Und hast Du keine Antwort mehr, muss erstmal ein Gutachten her. Fast vier Millionen Euro gab das Rathaus im vergangenen Jahr für externe Untersuchungen aus.

Die Unterschiede zwischen den Geschäftsbereichen sind dabei enorm. Mit Abstand die meisten Gutachten gaben die Ämter unter Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (59, Grüne) in Auftrag.
722 Gutachten ließen Jähnigens Kräfte in 2024 erstellen.
Das teilte das Rathaus auf eine Anfrage von Linken-Fraktions-Chef André Schollbach (46) mit.
Das sind fast drei Gutachten pro Arbeitstag. Die Gesamtkosten betrugen 1,3 Millionen Euro.
Gibt es zu wenig Expertise innerhalb der Verwaltung?

Zum Vergleich: Aus dem Haus des Baubürgermeisters Stephan Kühn (45, Grüne) kamen 48 Stück, die allerdings mit 1,6 Millionen Euro etwas mehr kosteten.
Nur drei Gutachten für gut 20.000 Euro kamen von Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (47, Linke).
"Externe Gutachten sind immer wieder nötig, wenn innerhalb der Stadtverwaltung entsprechendes Wissen für bestimmte Untersuchungen nicht verfügbar ist", erklärt ein Stadtsprecher.
Gibt es also zu wenig Expertise innerhalb der Verwaltung?
Die hohe Anzahl aus Jähnigens Haus begründet das Rathaus mit "vielfältigen Aufgaben", für die etwa das Stadtgrün- oder auch Umweltamt zuständig sind. Das beginnt bei Gutachten für die Sicherheit von Spielplätzen, Wasserbeprobungen für Trinkbrunnen, Baugrundgutachten.
"Durch die Anzahl klimawandelbedingter Schäden insbesondere an Straßenbäumen steigt teilweise auch der Bedarf an Gutachten zum Zustand von Altbäumen", so der Sprecher weiter.
Am günstigsten war für 850 Euro eine Untersuchung zum Pilzbefall eines Friedhofgebäudes. Mit 143.000 Euro kostete ein Gutachten für die kommunale Wärmeplanung am meisten.



Auch in 2023 (863 Gutachten für 1,3 Millionen Euro) und den Jahren davor hatte kein Beigeordneter so viele Gutachten beauftragt wie die Umweltbürgermeisterin.
Nicht alle belasten jedoch die Stadtkasse, werden wie etwa bei der Wärmeplanung mit Fördermitteln bezahlt.
Titelfoto: MOntage: IMAGO/Max Gaertner, picture alliance/dpa, Holm Helis