Dresdens DDR-Garagen vor dem Aus? 2000 stehen auf der Kippe
Von Jakob Anders, Lennart Zielke
Dresden - Firmenansiedlungen, Frischluftschneisen, Wohnungsbau: Dresdens Projekte brauchen viel Platz. Um den zu schaffen, will das Rathaus den Abriss von rund 2000 Garagen prüfen. Besitzer fürchten nun um den Verlust ihrer Oasen.

Denn sie haben viel Herzblut in die DDR-Relikte gesteckt. So auch Jürgen Otto (80), der 1978 selbst Hand anlegte: Das Feld wurde planiert, die Säulen aufgestellt und die Deckenplatten mit reiner Manneskraft draufgelegt.
"Das waren etwa 4000 Ost-Mark für eine Garage. Damals war das Material zwar Mangelware, doch dafür hielt die Baugemeinschaft zusammen", erinnert sich der rüstige Pächter.
180 Garagen stehen auf dem Gelände des Vereins "An der Hohle", die Warteliste ist lang. "Leerstand ergibt sich eigentlich nur bei Umzug oder wenn jemand stirbt", berichtet der zweite Vorsitzende, Steffen Wuttke (60).
Da ein Teil des Geländes in Privatbesitz ist, macht er sich um einen drohenden Abriss bislang wenig Sorgen.


Mehr als 3000 Garagen auf kommunalem Boden

In Dresden gibt es auf kommunalem Boden derzeit noch 3280 Garagen. Von denen könnten laut Rathaus 60 Prozent umgewidmet werden: zu Kitas, Sozialwohnungen, Grünflächen.
In den Gremien der Stadtpolitik wird die Vorlage des Rathauses bereits hitzig diskutiert. Für die Grünen ist der Vorstoß überfällig.
Thomas Löser (51), baupolitischer Sprecher: "Wenn man abwägt, ob man ein Grundstück zukünftig für eine Garage oder ein mehrstöckiges Wohngebäude nutzt, sollte die Entscheidung klar sein."
Ähnlich sieht es die SPD, kritisiert jedoch die kurze Ankündigungsfrist von nur sechs Monaten.

Widerstand kommt von den Linken. Stadtrat Tilo Wirtz (55) lehnt die Pläne ab: "Garagen leisten durch die Vereinsstrukturen einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt." Auch AfD und CDU stellen sich quer.
Veit Böhm (57, CDU), Sprecher für Verkehrspolitik: "In Dresden gibt es immer weniger Parkplätze. Wir haben kein Interesse daran, dieses Problem durch Abrisse von Garagen zu verstärken."
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe (2)