Eine Spur weg: Marienbrücke ist im Advent wieder Staufalle!

Dresden - Zankapfel Marienbrücke! Wie im vergangenen Jahr hat die Verwaltung während der Adventszeit eine der beiden Fahrspuren stadteinwärts für Autos gesperrt, damit Straßenbahnen staufrei rüberkommen. Was Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (46, Grüne) dauerhaft einrichten will, erhitzt jetzt wieder viele Gemüter.

Der Gleisbereich über rund 180 Meter (entspricht rund 30 Plätzen für Autos) wurde abgesperrt.  © Eric Münch

"Stau Marienbrücke und Antonstraße!", warnte die elektronische Anzeigetafel an der Hansastraße am Vormittag. Da war der morgendliche Berufsverkehr längst durch. Dennoch kamen Autofahrer auch aus Richtung Neustädter Bahnhof bei Grünphasen nur mühsam voran - die Blechlawinen stauten sich teils bis zu den Kreuzungsbereichen zurück.

Zur morgendlichen Stoßzeit war die Verkehrslage noch angespannter, auch die Echtzeit-Messungen bei Google Maps zeigten ab Schlesischem Platz Dunkelrot an - also stockenden Verkehr.

"Nicht nur die reine Fahrzeit auf der Brücke ist um ein Vielfaches länger, mindestens genauso gravierend ist der Rückstau in den Straßen, die zur Brücke hinführen", kritisiert Team Zastrow (TZ).

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Die Fraktion machte vor und nach der Spur-Sperrung einen Praxistest, brauchte mit dem Auto vormittags fast vier Minuten über die Brücke (zuvor eine Minute).

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Straßenbahnen können seit Mittwochmorgen wieder frei über die Marienbrücke fahren.  © Ove Landgraf
Trotz grüner Ampeln kamen Autofahrer auf der Antonstraße vor der Brücke Donnerstagnachmittag nur mühsam voran.  © Ove Landgraf
Stadtrat Benjamin Keckeis (26, Linke) begrüßt die Sperrung.  © Hermann Tydecks

Wie es nach Weihnachten weitergeht, ist unklar

TZ-Chef Holger Zastrow (56) spricht von katastrophalen Folgen für den Autoverkehr.  © Steffen Füssel

Die Folgen seien katastrophal für Autofahrer und Wirtschaft, sagt TZ-Chef Holger Zastrow (56). "Die vom Verkehrsbürgermeister wiederholt getroffene Aussage, dass die Sperrung der Autospur auf der Marienbrücke für den Kfz-Verkehr nur zu Verzögerungen im Sekundenbereich führen, ist eine glatte Lüge.

Wir fordern daher diese Entscheidung, die unter dem Deckmantel des Adventsverkehrskonzeptes getroffen wurde, umgehend rückgängig zu machen."

Stadtrat Benjamin Keckeis (26, Linke), der selbst für die DVB Straßenbahnen steuert, hält dagegen: "Gerade im verspätungsanfälligen Adventsverkehr ist es wichtig, dass die Bahn ungehindert über die Marienbrücke kommt.

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Andernfalls würden zusätzliche Fahrzeuge benötigt, was die DVB teuer zu stehen käme". Auch für die SPD ist der Bahn-Vorrang auf der Marienbrücke "unverzichtbar".

Bereits im Frühjahr hatte sich eine Ratsmehrheit (40 zu 23) gegen Kühns Plan ausgesprochen, die Spur dauerhaft zu sperren. Im August verhinderte Hilbert diese Sperrung zunächst und kündigte eine Neubewertung nach Wiederöffnung des Terrassenufers an.

Was mit der Fahrspur nach der Weihnachtszeit passiert, werde noch entschieden, teilte ein Stadtsprecher am Donnerstag mit. "Dabei spielen auch die Erkenntnisse aus der Adventszeit eine Rolle."

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