Jahrelang haben sie das kontaminierte Wasser genutzt: Giftskandal schockiert Dresdner Norden

Dresden - Drei Gewässer und mehrere Brunnen im Dresdner Norden sind mit toxischen Industriechemikalien, sogenannten PFAS, belastet. Unter Anwohnern herrscht deshalb große Verunsicherung.

Angeln verboten: Ein Kilogramm Fisch aus dem Ziegeleiteich überschreitet nach Angaben der Stadt die empfohlene wöchentliche PFAS-Aufnahmemenge um das 1300-Fache.  © Stefan Häßler

Fischzüchter Thomas Reichelt (60) gibt seinen Nebenerwerb auf, der sich über drei von der Stadt gepachtete Teiche und das Waldbad Weixdorf erstreckt.

"Der wirtschaftliche Schaden liegt fünfstellig", erklärt er. Seine Karpfen und Schleien überschritten bei den im September entnommenen Proben deutlich die Höchstwerte für PFAS. Wie die giftigen Einträge ins Wasser gelangten, wird von den Behörden untersucht.

Reichelt, der seit 15 Jahren als Züchter aktiv ist, hat seinen Fisch über Jahre regelmäßig selbst gegessen. "Gesundheitlich geht es mir gut", sagt er. Verkaufen darf er die mehreren hundert Schuppenträger auf Anordnung des Rathauses nicht mehr.

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"Was jetzt mit dem Bestand passieren soll, ist noch unklar." Die Fische für seinen Hofladen in Stürza bezieht Reichelt aus der Lausitz. Eine Entschädigung hält er für unwahrscheinlich: "Die Tierseuchenkasse springt nicht ein - es handelt sich nicht um eine Seuche."

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Der Zufluss in den Ziegeleiteich kommt aus der Richtung des Dresdner Flughafens.  © Stefan Häßler
Die Fischzucht- und Fanganlage in der Weixdorfer Teichkette muss perspektivisch wohl zurückgebaut werden.  © Stefan Häßler

Gartenbewohner steht Schreck ins Gesicht geschrieben

Rentner Werner Rolf (70) setzt schon seit Jahren auf Trinkwasser aus dem Supermarkt.  © Stefan Häßler

Etwa 100 Meter vom belasteten Ziegeleiteich entfernt, ebenfalls bei Anglern beliebt, wohnt Rentner Werner Rolf (70) mit seiner Ehefrau. Das kleine Reihenhaus ist - wie die übrigen 20 Häuser und Gartenlauben der abgelegenen Siedlung - an Brunnen angeschlossen.

"Wir nutzen das Grundwasser zum Gießen, Duschen oder Abwaschen. Trinkwasser, auch zum Kochen, kaufen wir im Supermarkt." Vor zwei Wochen entnahmen Fachleute Proben. "Dass die Qualität des Wassers derart schlecht ist, hätten wir nicht gedacht."

Seit vielen Jahren wünschen sich die Bewohner am Teich einen Anschluss an das Trinkwassernetz. Passiert ist bislang nichts: Weder wurden Leitungen verlegt, noch ein Tankwagen aufgestellt - auch nicht nach Bekanntwerden der PFAS-Kontamination.

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Gartenbewohner Amos Bühler (42) steht der Schreck ins Gesicht geschrieben. Er wurde nicht vom Rathaus informiert. "Bislang haben wir unser Trinkwasser aus dem Brunnen bezogen - und das bereits seit längerer Zeit."

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