Dresden - Es sind 22 Grad am Freitagabend, Frisbees fliegen zu Technomusik im Alaunpark durch die Luft. Zwei Straßenmusiker wollten ihre Cover-Songs zum Besten geben, aber es ist vergeblich - Kevin Kühnert (32, SPD) ist in der Stadt und der eigentliche Star der Szenerie. Er und der Mann, für den er gekommen ist, Albrecht Pallas (42), OB-Kandidat, sprechen über Wohnen, Arbeit, Klassenkampf - die SPD ist auf Basistour.

Der Besuch von Kevin Kühnert ist für den eher unbekannten SPD-Kandidaten Albrecht Pallas ein echtes Glück. Dutzende Menschen sind in den Alaunpark gekommen, um die "Legende", so wird er bei Selfieanfragen gleich mehrfach bezeichnet, endlich mal in Echt zu sehen.

Zwei Abende vor der OB-Wahl ist Kühnert für den 42-Jährigen der perfekte Steigbügelhalter, um mit dessen größtenteils jungen Fans ins Gespräch zu kommen und ihnen seine Sicht auf die Stadtpolitik näher zu bringen. "Es wird gesehen, was wir hier machen, es ist Rückenwind und für die letzten Stunden Wahlkampf und eine gute Motivation", freut sich Pallas über die Unterstützung.

Die fällt übrigens deutlich anders aus als tags zuvor die von CDU-Chef Friedrich Merz (66) für den amtierenden OB Dirk Hilbert (50). Während CDU und FDP ihren gemeinsamen Kandidaten hinter verschlossenen Türen wie Sauerbier anpriesen, stießen Kühnert und Pallas mit echtem an.

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Nach dem Pflichttermin am Wahlstand ging es für die beiden nämlich ganz entspannt auf Kneipentour durch die Neustadt.

Station 1 der Tour ist der "Hechtgarten", ein neues Etablissement vor den Toren des Szeneviertels. Lichterketten leuchten die etwa 100 Gäste aus, die zwischen alten Gebäuden und Bahnschienen Platz gefunden haben.

Kühnert ist hier voll in seinem Element, spricht ganz entspannt mit den Gästen. Von der berühmten Unnahbarkeit großer Politiker ist bei ihm gar nichts zu spüren. Doch wieso zieht es ihn an einem Freitagabend, an dem man weiß Gott besseres machen könnte, ausgerechnet zum Wahlkampf nach Dresden?

"Dresden ist eine Landeshauptstadt und damit eine der wichtigsten und größten Städte in Deutschland", so seine Begründung. "Die SPD nimmt für sich in Anspruch eine Partei der Städte sein, die meisten werden rot regiert, nur in Dresden ist das jetzt schon eine Weile nicht mehr der Fall. Das ist Grund genug für mich hierherzukommen."

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Ein paar Selfies und Dutzende Gespräche später zieht die Gruppe und Kühnert und Pallas dann weiter. Zunächst geht es in "Die 100" auf der Alaunstraße, später ins "Boys". Während in der Gay-Bar die Männer zu Taylor Swifts "Shake it off" tanzen, versackt Kevin Kühnert vor der Tür.

Bei entspannten Gesprächen über Wohnen, die lieben Koalitionspartner und Pilsner Urquell zeigt sich, dass auch der SPD-Generalsekretär so langsam Feierabend hat. Später geht es für die Meute noch in die "Laika", bis Kühnert dann weit nach 0 Uhr in die Dunkelheit verschwindet.