Offener Brief an OB Hilbert prangert desolate Zustände im Rathaus an

Dresden - Im Briefkasten von OB Dirk Hilbert (51, FDP) landet in diesen Tagen ein Brandbrief nach dem anderen. Nachdem sich vor wenigen Tagen die Landesdirektion Sachsen wegen des Gezerres um die Bürgermeister-Wahl bei ihm mit einem Fragenkatalog gemeldet hat, kommt das neueste Schreiben von den eigenen Mitarbeitern.

Ist der Zustand des Dresdner Rathauses so desolat wie es in einem offenen Brief beschrieben wird?
Ist der Zustand des Dresdner Rathauses so desolat wie es in einem offenen Brief beschrieben wird?  © Steffen Füssel

In einem offenen Brief an den OB und die Fraktionen des Stadtrats wirft der Gesamtpersonalrat der Stadtspitze ein "über Jahrzehnte desaströses Liegenschaftsmanagement" und einen "desolaten Zustand" bei der Personalausstattung vor.

Statt sich darum zu kümmern, werde mit einer "Leuchtturmpolitik" wie der Bewerbung um die Bundesgartenschau 2033 und dem Neubau des Verwaltungszentrums am Ferdinandplatz von den Schattenseiten abgelenkt.

"Eine fehlende Personalbedarfsplanung, keine Beachtung des demografischen Wandels und des sich verstärkenden Fachkräftemangels sowie eine fehlende zusätzliche Personalreserve machen die Erfüllung von zusätzlichen und kurzfristigen Auflagen der Bundes- oder Landespolitik praktisch unmöglich", kritisiert die Personalratsvorsitzende Ines Leiteritz.

Büroausstattung des Rathauses ein Kritikpunkt

Ob Dirk Hilbert (51, FDP) wird vorgeworfen mit dem Neubau des Verwaltungszentrums am Ferdinandplatz von der Situation im Rathaus abgelenkt zu haben.
Ob Dirk Hilbert (51, FDP) wird vorgeworfen mit dem Neubau des Verwaltungszentrums am Ferdinandplatz von der Situation im Rathaus abgelenkt zu haben.  © Holm Helis

Weiterer Kritikpunkt: die Büroausstattung. Die aktuellen Möbelbestände seien bis zu 20 Jahre alt und würden nur bei Stellenneubesetzung ausgetauscht.

"Fehlende Investitionen in die Personalausstattung und in die Arbeitsplatzausstattung sind nicht nur Zeichen für mangelnde Anerkennung und Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sie machen auch krank", heißt es in dem Schreiben. Der Gesamtpersonalrat fordert deshalb "klare Signale der Zuwendung und der Wertschätzung - finanziell, moralisch und kollegialsolidarisch".

Die Reaktionen aus dem Stadtrat ließen nicht lange auf sich warten. Die Grünen kündigen an, kurzfristig das Gespräch mit dem Personalrat suchen zu wollen.

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"In Zeiten vielfältiger Krisen, die große Teile der städtischen Verwaltung weit über das gewöhnliche Maß belasten, sind Wertschätzung der geleisteten Arbeit und Schaffung möglichst guter Arbeitsbedingungen besonders wichtig", sagt Stadträtin Andrea Mühle (45, Grüne).

Dies seien Führungsaufgaben, für deren Umsetzung an erster Stelle der Oberbürgermeister die Verantwortung trage.

Linke-Stadtrat Tilo Wirtz (55) kann die Aufregung nicht verstehen.

"Die städtischen Angestellten können mich mal im Ingenieurbüro besuchen. Wir haben dreißigjährige Möbelbestände. Und? Ausgetauscht wird nicht, was alt ist, sondern was seinen Zweck nicht mehr erfüllt oder kaputt ist", schreibt er bei Twitter.

Titelfoto: Steffen Füssel, Holm Helis

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