Sie sind im ganzen Land verstreut: Kunstliebhaber sucht alle Gemälde seines Uropas

Dresden - In den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren war die Sehnsucht nach friedvollen Idyllen groß. Röhrende Hirsche, opulente Blumensträuße, verträumte Gebirgslandschaften zierten die Wand über Sofa oder Ehebett. Motive, die Walter Venter (1912-83) leicht von der Hand gingen. Der Dresdner Unternehmer Benjamin Venter (34) sucht nun nach den Gemälden seines Vorfahren.

Benjamin Venter (34) mit einigen der detailreichen, naturverbundenen Arbeiten seines Urgroßvaters.  © Steffen Füssel

"Mein Urgroßvater war kein akademischer Maler, aber sehr talentiert. Er hat seine Ölgemälde, Aquarelle und Sepia-Zeichnungen in der ganzen Republik verkauft", erzählt der Urenkel stolz.

Walter Venter wuchs in einer Korbmacherfamilie in Kleinschmalkalden auf, ein Studium der Malerei war undenkbar. Galt als "brotlose Kunst".

Doch seine Bilder fanden reißenden Absatz. "Mein Urgroßvater hat über 600 Bilder gemalt - obwohl es schwierig war, sich in der DDR Farben zu beschaffen. Für 50 bis 100 Ostmark hat er sie an eine Rahmen-Galerie verkauft. Und die verkaufte sie für rund 300 Ostmark weiter."

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Heute werden Venters Waldbewohner, Landschaften und Blumen auf Online-Plattformen für 50 bis 250 Euro angeboten.

"Seit einem Jahr bin ich auf der Suche nach den Werken meines Urgroßvaters, mittlerweile habe ich schon fast 50 Bilder", so der Urenkel.

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Nicht zu übersehen: Walter Venter liebte die Tiere des Waldes - auch den Waldkauz.  © Steffen Füssel
Walter Venter hält die stillen Augenblicke im Wald fest. Gleich wird sich der Rehbock die jungen Triebe schmecken lassen.  © Steffen Füssel
Venter hat den Fuchs "erwischt", bevor er sich in den Wald zurückzieht.  © Steffen Füssel

Venter will Gemälde seines Urgroßvaters ausstellen

Der gelernte Feintäschner Walter Venter war passionierter Maler.  © Steffen Füssel

"Besonders gefallen mir seine Tierbilder - der Auerhahn, das Kaninchen, der Fuchs und ein Falkenhorst in Sepia", zeigt Venter seine Lieblinge.

"Ich möchte das Vermächtnis meines Urgroßvaters erhalten, so viele Bilder wie möglich sammeln - und sie natürlich dann auch in Dresden ausstellen."

Zu Lebzeiten war Walter Venter keine Ausstellung vergönnt. "Erst 2003, zum 625-jährigen Jubiläum seiner Heimatstadt Kleinschmalkalden, gab es eine kleine Schau", weiß Benjamin Venter. Liebevoll hat er die Bilder seines Ahnen neu rahmen lassen.

Ein junger Rehbock quert eine Lichtung im Wald.  © Steffen Füssel

"Jetzt schaue ich mich nach einem Ausstellungsort um. Egal ob Arztpraxis oder Vereinshaus, ob Leih- oder Dauerausstellung - wer Interesse hat, kann sich bei mir melden. Natürlich auch alle, die ein Bild meines Urgroßvaters besitzen und abgeben wollen", hofft Venter auf viele E-Mail-Nachrichten (info@walter-venter.de).

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