Jede Menge offene Stellen: So ächzt das Rathaus unter dem Kräftemangel

Dresden - Fachkräftemangel im Rathaus! Seit Monaten sind fünf der insgesamt sieben Bürgermeisterposten unbesetzt, weil sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51, FDP) und der Stadtrat nicht einigen können. Aber nicht nur an der Stadtspitze fehlt Personal. Dafür sorgten zuletzt zwei prominente Abgänge.

Im Rathaus fehlen Bürgermeister, Amtsleiter und Hunderte Mitarbeiter.
Im Rathaus fehlen Bürgermeister, Amtsleiter und Hunderte Mitarbeiter.  © Steffen Füssel

Nachdem bereits im November Dresdens Chef-Stadtplaner Stefan Szuggat (54) seinen Abschied aus dem Rathaus angekündigt hatte, folgte im Dezember Wirtschaftsförderer und Striezelmarkt-Boss Robert Franke (45).

Mit den zwei Abgängen fehlen in Kürze in acht Ämtern feste Amtsleiter.

Wie das Rathaus auf TAG24-Anfrage mitteilte, werden auch das Umweltamt und die Leitung der Städtischen Bibliotheken in Kürze frei. Die Leitungsposten im Jugendamt, Sozialamt, Rechnungsprüfungsamt sowie im Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung sind bereits jetzt nur kommissarisch besetzt.

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Das Gleiche gilt für den Chefposten im Regiebetrieb Zentrale Technische Dienstleistung.

Zum Jahresende hat Wirtschaftsförderer Robert Franke (45) das Rathaus verlassen.
Zum Jahresende hat Wirtschaftsförderer Robert Franke (45) das Rathaus verlassen.  © Norbert Neumann

"Oft fehlen Qualifikationen wie ein Hochschulabschluss"

Chef-Stadtplaner Stefan Szuggat (54) zieht es nach Dortmund. Auch für ihn wird ein Nachfolger gesucht.
Chef-Stadtplaner Stefan Szuggat (54) zieht es nach Dortmund. Auch für ihn wird ein Nachfolger gesucht.  © Holm Helis

Neben dem Wechsel in andere Städte und Regionen Deutschlands, die für den OB ein Zeichen sind, "dass Dresdner Personal in ganz Deutschland gefragt ist", spielt auch das Alter des Personals eine Rolle.

In mehreren Ämtern sind die Leiter in den Ruhestand gegangen oder werden diesen in Kürze erreichen. Nachfolger gibt es bislang lediglich für die Städtischen Bibliotheken und das Rechnungsprüfungsamt.

Der Grund: Es fehlt an geeigneten Bewerbern. "Oft fehlen Qualifikationen wie ein Hochschulabschluss. Es fehlen Berufserfahrungen in Führungspositionen und Bewerbende erfüllen Anforderungsprofile nicht", heißt es aus dem Rathaus.

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Dass der Posten des Personalbürgermeisters nach dem Ausscheiden von Peter Lames (58, SPD) unbesetzt ist, soll keine Rolle spielen. "Alle Verfahren werden mit größtmöglichem Engagement fortgeführt", teilt die Stadtverwaltung mit.

Insgesamt gibt es dort übrigens noch viel mehr freie Stellen - insgesamt rund 200.

Neben OB Dirk Hilbert (51, FDP, M.) besteht die Stadtspitze derzeit nur noch aus zwei Bürgermeistern.
Neben OB Dirk Hilbert (51, FDP, M.) besteht die Stadtspitze derzeit nur noch aus zwei Bürgermeistern.  © Ove Landgraf

Allein das Sozialamt braucht 90 weitere Mitarbeiter

Das Wohngeld kann seit 1. Januar auch im Internet beantragt werden: dresden.de/wohngeld.
Das Wohngeld kann seit 1. Januar auch im Internet beantragt werden: dresden.de/wohngeld.  © Jens Kaläne/dpa

Auch für das Dresdner Sozialamt ist ein massiver Stellenzuwachs geplant. Insgesamt 90 weitere Mitarbeiter braucht die Behörde, um kommende Aufgaben zu stemmen. Dazu gehört die Bearbeitung der wachsenden Zahl von Anträgen, die jetzt auch online gestellt werden können.

Die größte Herausforderung für die Stadt ist die Wohngeldreform der Bundesregierung. Seit Jahresbeginn haben deutlich mehr Menschen mit geringem Einkommen Anspruch auf die Transferleistung. Derzeit beziehen rund 6000 Dresdner Haushalte die Unterstützung, Tendenz steigend: Schätzungen aus Berlin gehen von einer Verdreifachung der Wohngeldberechtigten aus.

Doch nicht nur das höhere Wohngeld, sondern auch der vom Bund beschlossene Heizkostenzuschuss lässt die Papierberge und damit den Personalbedarf beim Amt in die Höhe schnellen. "Dieser Anstieg ist bereits seit Oktober 2022 deutlich spürbar", erklärt eine Rathaus-Sprecherin.

Laut Angaben der Stadt konnten bis zum Jahresbeginn zehn Sachbearbeiter-Stellen besetzt werden. Weitere 24 Einstellungen sollen "in den nächsten Wochen und Monaten" erfolgen. Zusätzlich hat der Stadtrat mit dem Haushaltsplan der Schaffung weiterer 50 Stellen zugestimmt. Diese sollen "zeitnah" ins Besetzungsverfahren gehen.

Bewerbungen sind weiterhin über dresden.de/stellenangebote unter "Verwaltung und Recht" möglich.

Titelfoto: Steffen Füssel

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