So schlägt sich der "Schutzengel von der Frauenkirche" durch
Dresden - Fast jeder kennt ihn, den Engel vor der Frauenkirche am Neumarkt: Doch mit dem Lockdown ist auch er von seinem Stammplatz verschwunden. Schutzengel Ladislav (49) sitzt jetzt an der Borsbergstraße in Dresden-Striesen. Nach Hause, ins tschechische Decin, kann er derzeit nicht reisen.
In seiner weißen Gewandung, mit Perücke und Maske winkt er den vorübereilenden Menschen zu, lächelt. Nur wenige erbarmen sich und werfen eine Münze in seinen Becher.
"Die Touristen fehlen", sagt Ladislav traurig. Weil am Neumarkt gar nichts mehr lief, zog er hierher.
Seine derzeitigen Tageseinnahmen reichen kaum für das Elbe-Labe-Ticket, mit dem er täglich aus dem tschechischen Decin nach Dresden reiste.
Die Schutzmaßnahmen lassen ohnehin kein Pendeln zu, jedenfalls nicht für ihn.
"Ich habe fünf Kinder zu Hause", begründet er traurig, weshalb er trotzdem an seinem Job festhält.
"Ich beschwere mich nicht. Ich schlafe in den Nachtcafés, da ist es warm", so der gelernte Maurer, der seit etwa 15 Jahren den Schutzengel gibt.
Im Hof der Heilsarmee können bis zu 50 Obdachlose nachts im Warmen bleiben
"Der Engel kommt auch zu uns", so Gert Scharf (63), Kapitän der Heilsarmee.
Im Hof der Heilsarmee an der Reicker Straße steht seit Mitte Dezember eine 250 Quadratmeter große Leichtbauhalle.
Coronagerecht können hier bis zu 50 Obdachlose nachts im Warmen bleiben.
Auch Frühstück und Mittag, was bislang "to go" war, können die Bedürftigen hier verzehren und sich auch sonst hier aufhalten.
Die Stadt hatte sich an die Heilsarmee gewandt. "Wir haben 12 000 Spenden gesammelt und innerhalb einer Woche die Halle aufgebaut", so Scharf.
Mit Blick auf Ladislav und die etwa 300 Obdachlosen der Stadt sagt er: "Für diese Menschen ist die Situation zurzeit sehr schwierig, sie können nirgendwohin."
Titelfoto: Norbert Neumann