Missbrauchs-Vorwürfe von Jan Hempel: DSC-Präsident "zutiefst erschüttert"

Dresden - Die schweren Missbrauchsvorwürfe vom ehemaligen Weltklasse-Wasserspringer Jan Hempel (50) erschüttern ganz Deutschland. In einer ARD-Doku von Hajo Seppelt (59) berichtet er, er sei von seinem damaligen Trainer Werner Langer (†) ab einem gewissen Zeitpunkt täglich missbraucht worden.

DSC-Präsident Wolfgang Söllner (63, l.) zeigt sich zutiefst schockiert von den Missbrauchsvorwürfen von Jan Hempel (50, r.).
DSC-Präsident Wolfgang Söllner (63, l.) zeigt sich zutiefst schockiert von den Missbrauchsvorwürfen von Jan Hempel (50, r.).  © Bildmontage: IMAGO/Schreyer, Lutz Hentschel

Nun hat sich der Dresdner SC 1898, für den Jan Hempel damals an den Start ging, geäußert.

"Was ich heute in den Medien lesen und sehen musste, erschüttert mich zutiefst. Jan Hempel war einer der erfolgreichsten Wasserspringer unseres Vereins. Seine Karriere ging vor meiner Zeit als DSC-Präsident zu Ende, aber seine Erfolge wirken bis heute. Die Vorwürfe kannte ich bis heute nicht", sagt Präsident Wolfgang Söllner (63).

Im Statement des Klubs heißt es weiter, dass es korrekt sei, dass Hempel sich 1997 öffnete und Anschuldigungen äußerte. Jedoch war Langer nicht für den Verein tätig. "Nach meinen heutigen Recherchen ist es wohl richtig, dass Jan Hempel 1997 diese Anschuldigungen gegen seinen Trainer vorgebracht hat. Werner Langer war seinerzeit für den Bundesverband am Dresdner Stützpunkt tätig, stand also in keinem Anstellungsverhältnis mit dem DSC", so Söllner weiter.

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Werner nahm sich 2001 in Österreich das Leben. Dort hatte er gearbeitet, nachdem er Dresden verlassen hatte.

Hempel erhebt in der Dokumentation auch schwere Vorwürfe gegen den aktuellen Bundestrainer Lutz Buschkow, doch dieser war damals nicht im Amt des Bundestrainers, sondern Ursula Klinger, die im September 2006 nach einer schweren Krebserkrankung im Alter von 58 Jahren verstorben ist.

1997 war es der ausdrückliche Wunsch Hempels, "das Thema aus den Medien rauszuhalten"

Jan Hempel (50, l.) hat gegen seinen damaligen Trainer Werner Langer (†, Mitte) schwere Vorwürfe erhoben.
Jan Hempel (50, l.) hat gegen seinen damaligen Trainer Werner Langer (†, Mitte) schwere Vorwürfe erhoben.  © picture-alliance/dpa

Ihr soll sich Hempel damals anvertraut haben und sie ergriff sofortige Maßnahmen. "Nach dem internen Bekanntwerden der Vorwürfe ist Herr Langer von der damaligen Bundestrainerin abgezogen und vom DSC mit einem lebenslangen Hallenverbot belegt worden", so Söllner.

Allerdings brachte Hempel selbst die Vorkommnisse nicht zur Anzeige, deshalb konnte Langer für seine Taten nie strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden.

Zudem heißt es in der Mitteilung des Vereins: "Es war damals der ausdrückliche Wunsch von Jan Hempel, das Thema aus den Medien herauszuhalten."

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So wurden die Vorwürfe bislang nie öffentlich. Dem Verein ist klar: "Die Vorwürfe wiegen sehr schwer. Solche Dinge dürfen sich niemals mehr wiederholen."

Bei Hempel ist eine beginnende Alzheimererkrankung diagnostiziert worden. "Ich merke, dass immer mehr aus meinem Kopf verschwindet. Jetzt kann ich mich noch daran erinnern. Ich weiß nicht, wie lange das noch der Fall ist", sagt Hempel, der Details über den Missbrauch für sich aufgeschrieben hatte.

Seiner Ehefrau Ines hatte Hempel bereits zuvor darüber berichtet. "Ihm ist es sehr schwer gefallen, darüber zu reden, deshalb hat er es dann auch aufgeschrieben", berichtete Ines Hempel in der Dokumentation. Sie habe diese Aufzeichnungen gelesen und sagte: "Was das Seelische kaputt gemacht hat, das kann auch ich nicht heilen."

Dokumentation in der ARD-Mediathek und am Samstag im Ersten zu sehen

Der damaligen Bundestrainerin Ursula Klinger (†58) vertraute sich Hempel an.
Der damaligen Bundestrainerin Ursula Klinger (†58) vertraute sich Hempel an.  © IMAGO / Schreyer

Die Dokumentation mit dem Namen "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" ist bereits seit Donnerstagmorgen in der ARD-Mediathek zu sehen und wird am Samstag um 22.40 Uhr auch im Ersten ausgestrahlt.

Die Veröffentlichung und das Bekanntwerden der schweren Vorwürfe überschatten natürlich auch die Europameisterschaften der Schwimmer und Wasserspringer in Rom, bei denen die Dresdnerin Tina Punzel (27) erst am Mittwoch die erste Goldmedaille im Mixed-Synchronwettbewerb vom 3-Meter-Brett mit Lou Massenberg (21) geholt hatte.

"Wir wünschen unserer Athletin Tina Punzel, die gestern in Rom den Europameistertitel im Mixed-Wettbewerb gewann, dennoch weiterhin alles Gute für die beiden anstehenden Wettkämpfe im Synchronspringen und im 3-m-Einzel bei der EM. Ihre Leistungen der jüngsten Vergangenheit sind herausragend. Wir hoffen, dass es ihr gelingt, trotz der aktuellen Berichte den Fokus auf ihren Wettkampf zu behalten", richtete der Verein unterstützende Worte an die Athletin.

Sie bestreitet am Donnerstag um 15 Uhr ihren Wettkampf im Synchron vom 3-Meter-Brett mit ihrer Partnerin Lena Hentschel, am Freitag um 15 Uhr steht Punzels Einzelwettkampf vom 3-Meter-Brett an.

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Schreyer, Lutz Hentschel

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