Theaterfestival des Staatsschauspiels fällt dem Rotstift zum Opfer! Zum letzten Mal Fast Forward
Dresden - Manchmal liegen Glanz und Abschied so nah beieinander, dass man kaum unterscheiden kann, ob gerade ein Festival feiert oder trauert. Zuletzt spürbar war das im Kleinen Haus.

Vorgestellt wurde das Programm des Europäischen Festivals für junge Regie Fast Forward, gesprochen wurde von neuen Regiehandschriften, internationalen Begegnungen.
Dabei ist klar: Das Theaterprojekt ist am Ende, da nicht mehr zu finanzieren.
Intendant Joachim Klement (64) und Charlotte Orti von Havranek (56), künstlerische Leiterin des Festivals, stellten den finalen Jahrgang (13. bis 16. November) vor.
Acht Produktionen aus Italien, Finnland, Frankreich, Slowenien, den Niederlanden und Deutschland werden zu sehen sein, dazu im Rahmenprogramm das Fast Forward Festivalforum in Zusammenarbeit mit der European Theatre Convention (ETC), wichtigster Kooperationspartnerin des Festivals.
Fast Forward, das Europäische Festival für junge Regie, ist dem Charakter nach ein Format, das Junges, Neues, Zukünftiges betont. Doch ist Zukunft genau das, was dem Festival abgeht. Während der Vorverkauf gestartet ist, das Publikumsinteresse generell groß ist, klafft im Hintergrund ein Loch, das sich nicht mit Idealismus stopfen lässt.
Das Problem ist so simpel wie brutal: Der aktuelle Doppelhaushalt des Freistaats Sachsen verpflichtet die Kulturinstitutionen zu harten Einsparungen. 7,3 Millionen Euro müssten die Staatstheater, Semperoper und Staatsschauspiel, 2025/26 einsparen, davon 3,1 Millionen als Direkteinsparungen, rechnet der Intendant vor.
Joachim Klement wird bald in Ruhestand gehen
Fast Forward lebt von internationalen Compagnien, Übersetzungen, Technik, Reisekosten. Diese Posten ließen sich nicht einfach effizienter gestalten, erklärt der Intendant. 200.000 Euro beträgt der Etat des Festivals, mit Personalplan von eineinhalb Stellen zuzüglich einer Assistenz.
Auf ein oder zwei Premieren im Hauptspielplan zu verzichten, um für das Festival Geld locker zu machen, sei keine praktikable Alternative, so Klement mit Blick auf das Einnahmesoll des Staatsschauspiels. Keine Lösung wäre auch, das Festival auf die Etats mehrerer Bühnen in der Stadt auszuweiten. Auch dort habe niemand das nötige Geld.
In Kooperation verbunden ist man dieses Jahr gleichwohl mit dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau. Nicht allein, dass vergangene Fast-Forward-Teilnehmer mit Produktionen im Festspielhaus zu Gast sind. Auch der Hauptpreis des diesjährigen Festivals für die siegreiche Regie, normalerweise eine Inszenierung am Staatsschauspiel, ist diesmal - in Form eines Arbeitsstipendiums - angebunden in Hellerau.
Klement ist Erfinder des Festivals. 2011 war das, während seiner Intendanz in Braunschweig. Mit seinem Wechsel nach Dresden 2017 wurde das Format hier heimisch. In Braunschweig habe er Fast Forward über Drittmittel von Stiftungen finanzieren können, sagt er, in Dresden ginge das nicht.
In zwei Jahren, mit Ende der Spielzeit 2026/27, wird Klement in den Ruhestand gehen. Seine Hoffnung: dass der Doppelhaushalt 2028/29 sich kulturfreundlicher gestaltet und seine Nachfolge das Festival wieder in Gang setzt. Der Stellenplan soll bis dahin erhalten bleiben.
Titelfoto: Sebastian Hoppe