Verplempern Dresdens Ämter zu viel Energie und Geld wegen nicht sanierter Gebäude?

Dresden - Klima-Check für Rathaus, Polizei, Schulen und weitere öffentliche Gebäude in Dresden: Die haben laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) eine schlechte CO2-Bilanz - und sollten deshalb mit Hochdruck energetisch saniert werden.

In Deutschland verursacht der Betrieb von Gebäuden derzeit 35 Prozent des Endenergieverbrauchs, so das Umweltbundesamt.
In Deutschland verursacht der Betrieb von Gebäuden derzeit 35 Prozent des Endenergieverbrauchs, so das Umweltbundesamt.  © IG BAU

"In Zeiten extremer Gaspreise kommt es darauf an, dass auch der Staat die Umweltbilanz seiner eigenen Bauten unter die Lupe nimmt. Wir brauchen eine faire und gründliche Bestandsaufnahme, wie viel Energie die öffentlichen Gebäude in der Landeshauptstadt verbrauchen. Dort, wo am meisten verschleudert wird, muss die Sanierung Priorität haben", sagt Jörg Borowski, Bezirksvorsitzender der Dresdner IG BAU.

So spare es langfristig viel Geld, wenn etwa neue Fenster eingebaut, Fassaden gedämmt und Dächer neu eingedeckt würden. Gleichzeitig seien energieeffiziente Umbauten ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.

Borowski betont: "Kommunal- und Landespolitik sollten diese Zukunftsinvestitionen vorantreiben. Es geht darum, dass der Staat seine energiepolitischen Hausaufgaben macht und beim Thema Sanieren mit gutem Beispiel vorangeht."

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Dabei seien alle aufgerufen, mitzumachen - vom Finanzamt bis zum Feuerwehr-Haus -, damit die öffentlichen Gebäude in Sachsens Landeshauptstadt nicht zu den Schlusslichtern bei der Energiebilanz zählen.

Ein Problem dabei sei, dass Verwaltungsgebäude oder Sportstätten oft den schlechtesten Effizienzklassen – G oder H – angehörten. Im Klartext heißt das, dass sie jährlich mehr als 200 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter verbrauchen.

Zum Vergleich: In der Effizienzklasse A, wie bei Neubauten üblich, liegt der Jahresenergieverbrauch bei 30 bis 50 Kilowattstunden.

Jährlich 6 Milliarden Euro Energiekosten bei öffentlichen Gebäuden

Auch in Dresdens Behörden darf die Temperatur im Herbst höchstens 19 Grad betragen.
Auch in Dresdens Behörden darf die Temperatur im Herbst höchstens 19 Grad betragen.  © Robert Michael/dpa

Nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur (dena) belaufen sich die Energiekosten öffentlicher Gebäude bundesweit auf sechs Milliarden Euro pro Jahr. Die Kommunen müssen davon 3,8 Milliarden Euro tragen. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die stark gestiegenen Preise infolge des Ukraine-Krieges.

Die IG BAU verweist in diesem Zusammenhang auf Pläne der EU-Kommission, wonach öffentliche Gebäude bis 2027 europaweit mindestens auf die Effizienzklasse F gebracht werden sollen, bis 2030 dann mindestens auf die Klasse E. Und bis 2055 sei vorgesehen, alle Gebäude klimaneutral zu machen.

Doch diese Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn nicht ausschließlich private Hausbesitzer und Vermieter deutlich mehr in Gebäude investieren als bislang, sondern eben auch die öffentliche Hand, ist sich Borowski sicher.

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Das Klima-Sofortprogramm von Bundesbauministerin Klara Geywitz (46, SPD) sei dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Bund, Länder und Kommunen wollten sich danach noch in diesem Jahr verständigen, um die Sanierungen öffentlicher Bauten voranzutreiben.

Dazu sei es nötig, dass möglichst bald konkrete Maßnahmen vereinbart werden, sagt Borowski. Seiner Meinung nach nutze auch der Plan von Wirtschaftsminister Robert Habeck (52, Grüne), die "Behörden-Temperatur" ab dem 1. September nur noch auf höchstens 19 Grad hochzufahren, sowohl dem Klimaschutz als auch dem staatlichen Geldbeutel.

"Jetzt ist es wichtig, dass die Politik die nötigen Mittel für die Sanierungen bereitstellt. Viel Zeit bleibt nicht", so Borowski. "Dürre, Stürme und Starkregen zeigen schon heute, was passiert, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird."

Titelfoto: Robert Michael/dpa, IG Bau

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