Von der Ruine zum Wohlfühlheim! Mann verwandelt 381 Jahre altes Fachwerkhaus

Meißen - Jahrzehnte stand in Meißen ein historisches Fachwerkhaus leer, glich einer Ruine. Handwerksmeister Bill Quaas (61) rettete es vorm Abriss, sanierte es denkmalgerecht. Damit bewahrte er ein 381 Jahre altes Kleinod der Stadt.

Das Fachwerk von Putz verdeckt, seit Jahrzehnten unbewohnt: So ruinös sah es 2014 aus. Auch im Inneren war alles verfallen.
Das Fachwerk von Putz verdeckt, seit Jahrzehnten unbewohnt: So ruinös sah es 2014 aus. Auch im Inneren war alles verfallen.  © Bildmontage: privat (2)

Mitten in den Wogen des Dreißigjährigen Krieges wurde das Fachwerkhaus 1640 im heutigem Stadtteil Cölln errichtet, zählt zu den wenig erhaltenen Resten der ursprünglichen Siedlungsstruktur.

In dem Gebäude am Lutherplatz, dem früheren Dorfanger, fanden einst Trauungen statt.

Wo sich Bewohner vor Jahrhunderten das Ja-Wort gaben, kocht heute Bill Quaas sein Essen in der Küche, schaut dabei auf original erhaltene Holzbalken und historischen Wandputz.

Dresden: Dresdner Luis zu Unrecht im Kuba-Knast: Das ist der aktuelle Stand
Dresden Dresdner Luis zu Unrecht im Kuba-Knast: Das ist der aktuelle Stand

Das hätte 2014 keiner geglaubt. Rund 40 Jahre stand das Haus leer, verfiel zusehends. Das Fachwerk lag verborgen hinter bröckelnder Fassade.

"Die Statikerin traute sich gar nicht, hineinzugehen", erinnert sich Quaas.

Als er die Ruine von einer Erbengemeinschaft kaufte, um sie denkmalgerecht zu sanieren anstatt abzureißen, konnten das viele Einheimische nicht glauben. "Sie nannten mich den Wahnsinnigen vom Lutherplatz."

Doch der Maler- und Restaurationsmeister ist vom Fach, schuftete sich 18 Monate ab und legte das Fachwerk wieder frei.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen!

Steht seit 381 Jahren: So toll sieht das sanierte Haus jetzt aus.
Steht seit 381 Jahren: So toll sieht das sanierte Haus jetzt aus.  © Eric Muench
Der offene Flur- und Wohnbereich lädt zum Verweilen ein. Innen dominiert eine Mischung aus altem und neuem Holz.
Der offene Flur- und Wohnbereich lädt zum Verweilen ein. Innen dominiert eine Mischung aus altem und neuem Holz.  © Eric Muench
Alt und Neu vereint: historisches Fachwerk und moderne Badewanne.
Alt und Neu vereint: historisches Fachwerk und moderne Badewanne.  © Eric Muench

Sanisierung entpuppt sich als äußerst anspruchsvoll – doch das ist kein Problem für den Handwerksmeister

Die Sanierung war anspruchsvoll: Für Bodenplatte und Fundament wurde das Haus quasi ausgegraben. Viele Trennwände kamen raus, alter DDR-Putz wurde abschlagen, historisches Fachwerk freigelegt. Für neue Balken kaufte Quaas altes Holz abgerissener Fachwerkhäuser.

Auch alte Türen und Schlösser restaurierte er. Die kleinteiligen Räume im Haus, wo nach dem Krieg bis zu fünf Familien lebten, vergrößerte er, schuf offene und lichte Wohnbereiche: "Wir haben historische Bausubstanz und Struktur erhalten und moderne Funktionen eingebracht."

Neben moderner Dämmung baute er auch Wand- und Fußbodenheizung sowie Kamin ein.

Heute lebt er glücklich mit Frau Antje (54) und Sohn Jories (19) auf 115 Quadratmetern über zwei Stockwerke und Dachboden.

Auch das Nebengebäude sanierte er, zog mit seiner Malerfirma ein.

Insgesamt investierte er eine Million Euro, 300.000 Euro davon waren Fördermittel.

Hereinspaziert! Am heutigen Samstag öffnet Bauherr und Bewohner Bill Quaas (61) die Türen für Besucher.
Hereinspaziert! Am heutigen Samstag öffnet Bauherr und Bewohner Bill Quaas (61) die Türen für Besucher.  © Eric Muench

Am heutigen Samstag könnt Ihr das Kleinod zum Tag der Architektur (11 und 13 Uhr) selbst besichtigen.

Titelfoto: Bildmontage: privat & Eric Muench (2)

Mehr zum Thema Dresden: