Wende im Missbrauchs-Prozess: Freispruch dank Lügen-Detektor!

Bautzen - Am Ende war ihm die Erleichterung anzusehen. Als Roman D. (45) vom Amtsrichter in Bautzen vollumfänglich freigesprochen wurde, endete für ihn ein jahrelanger Albtraum. Laut Anklage soll der Betreuer einer Behindertenwerkstatt eine Mitarbeiterin missbraucht haben. Seine Unschuld bewies er auch mit einem Lügendetektor.

Roman D. (45) wurde endlich vom Missbrauchs-Vorwurf freigesprochen.
Roman D. (45) wurde endlich vom Missbrauchs-Vorwurf freigesprochen.  © Peter Schulze

Angeblich hatte Roman die geistig behinderte Frau 2018 mehrfach nach Dienstschluss auf einem Arbeitstisch missbraucht. Der Betreuer beteuerte von Beginn an seine Unschuld.

"Sie war immer sehr anhänglich, schickte mir Postkarten mit Herzchen", so Roman. Als er mit seiner Frau ein Kind bekam, habe sie sich plötzlich verändert. Außerdem nahm die Mitarbeiterin Drogen, weshalb es zu Kontrollen kam. "Vielleicht war das eine Retourkutsche", so Roman, der nach Bekanntwerden der Vorwürfe an einen anderen Standort versetzt wurde.

Das mutmaßliche Opfer hatte einem Gutachter ausführlich über Narben ihres Betreuers im Intimbereich berichtet. Eine medizinische Untersuchung widerlegte die Behauptung. DNA-Spuren am angeblichen Tatort stammten ebenfalls nicht von ihm. Und er unterzog sich freiwillig einem sogenannten "Lügendetektor-Test".

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Die Auswertung des Polygrafen, der vor allem bei Familiengerichts-Sachen zum Einsatz kommt, ergab, dass Roman D. die Wahrheit sprach. Nach all den Beweisen erklärte Amtsrichter Dirk Hertle (60): "Ich habe keinerlei Zweifel an Ihrer Unschuld." Und sprach Roman frei.

Diplom-Psychologin Gisela Klein aus Köln wird häufig von Familiengerichten gebeten, mit einem Polygrafen ("Lügendetektor") Gutachten zu erstellen. In Bautzen agierte sie auch im Strafprozess.
Diplom-Psychologin Gisela Klein aus Köln wird häufig von Familiengerichten gebeten, mit einem Polygrafen ("Lügendetektor") Gutachten zu erstellen. In Bautzen agierte sie auch im Strafprozess.  © Peter Schulze

Wie funktioniert ein Polygraf eigentlich?

Der Polygraf, oder umgangssprachlich Lügendetektor, misst unter anderem die elektrische Leitfähigkeit der Haut. Vor Aufregung feuchte Hände leiten den schwachen Strom anders. Außerdem erfasst ein kleiner Sensor im Messgerät die Durchblutung der Fingerkuppe.

Muss der Proband nachdenken, sich sozusagen eine Ausrede einfallen lassen, wird Blut im Gehirn gebraucht und zieht sich aus Fingern und Armen zurück.

Außerdem registriert das Gerät die unterschiedliche Atmung und lässt so Rückschlüsse auf die Glaubwürdigkeit zu.

Titelfoto: Peter Schulze

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