Dresden - Tierpfleger - das klingt nach einem Traumjob für alle, die Tiere lieben: ein bisschen füttern, ein bisschen streicheln, vielleicht mal ein Foto mit einem süßen Affen. Das dachte ich zumindest, bis ich im Zoo Dresden selbst randurfte. Spoiler: Mein Tag war weniger Streichelzoo, mehr Abenteuer mit Eimer und Schaufel.
Start im Prof.-Brandes-Haus mit Tierpfleger Marc (28): Kontrollrunde - alles dicht, nix ausgebüxt, alle Tiere am Platz? Check. Dann direkt in die Hölle - äh, zur Heuschrecken-Box. Ich öffne die Luke - BAM!
Die Dinger springen raus wie Popcorn. Altes Futter raus, neues rein, tote Viecher einsammeln. Ich fühle mich wie bei einer Ekel-Prüfung im Dschungelcamp. Marc? Der ist längst mit den anderen Boxen fertig, während ich noch bei Nummer zwei leise wimmere.
Danach Händewaschen - da sagt Marc ganz locker: "Ach, wir haben auch Gummihandschuhe, falls du brauchst." WIE BITTE? Jetzt sagt er das? Das hätte ich doch gern eher gewusst. Na ja. "Ab jetzt wird es nicht mehr so eklig", verspricht mir Marc.
Nächster Halt: Weißkopfsakis füttern. Siri und Pablo wissen genau, was abgeht, schnappen sich das Obst direkt aus meiner Hand und schmatzen los wie beim All-you-can-eat-Büfett.
Dann heißt es: Gehege sauber machen. Blätter einsammeln, Kacke wegmachen, Oberflächen abwischen. Ich fühle mich wie der Hausmeister vom Urwald.
Tierpfleger ist ein bunter Beruf
Nach der Frühstückspause geht's an den ersten Fütterungsversuch bei den Faultieren. Marc stellt klar: "Kann klappen, muss aber nicht." Und siehe da: Es klappt nicht. Also hängen wir erst mal nur das Futter auf, was wir vor der Frühstückspause vorbereitet hatten. "Vielleicht haben sie später noch mal Lust."
Dann geht es weiter zu Gürteltier "Gurt". Er muss auf die Waage. Problem: Gurt spielt Verstecken. Als ich ihn endlich finde, soll ich ihn einfach rausheben. "Er rollt sich im Normalfall zusammen." Doch nicht bei mir. Gurt hat entschieden, dass er heute besonders wach und neugierig ist. Also zappelt er in meinen Händen und auf der Waage.
Schließlich ein echtes Highlight: Ultraschall bei Faultier-Mutti Marlies. Während die Tierärzte die Mutti untersuchen, darf ich dem Faultier-Jungen etwas Futter anbieten - ganz vorsichtig, ganz langsam. Der kleine nimmt’s zögerlich, aber immerhin.
Zum Schluss noch mal kurz bei den kleinen Ameisenbären vorbeischauen, doch auch die sind heute noch nicht so richtig hungrig. Also heißt es für mich: Feierabend. Ich bin platt, durchgeschwitzt und ehrlich gesagt ziemlich stolz.
Und Marcs Fazit? "Man hat gemerkt, dass du Interesse hast, und auch bei den Heuschrecken hast du es zumindest versucht." Mein Fazit? Tierpfleger zu sein, heißt nicht nur füttern und streicheln. Es ist Dschungel, Kochshow, Fitnessprogramm und Abenteuerurlaub - alles an einem Arbeitstag.
Quereinsteiger sind willkommen
Drei Jahre dauert die duale Ausbildung zum Tierpfleger - mit Theorie in der Berufsschule und Praxis mitten im Gehege.
Ob Affen füttern, Faultiere versorgen oder Gehege schrubben: Wer hier arbeiten will, braucht mehr als nur Tierliebe. Ein Realschulabschluss hilft, ein Praktikum ist fast Pflicht. Später kann man sich auf Zoo, Tierheim oder Forschung spezialisieren.
Auch Quereinsteiger haben mit einer Umschulung Chancen. Arbeiten am Wochenende? Gehört dazu - Tiere machen schließlich nie Feierabend.
Wer Ehrgeiz hat, kann sich bis zum Tierpflegemeister hocharbeiten oder studieren.