Kinderpornos und sexueller Missbrauch: Recherche gibt neue Infos zu Magdeburg-Täter

Magdeburg - Er raste mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt, tötete sechs Menschen und verletzte Hunderte. Doch scheinbar war das noch nicht alles zum Fall Taleb A. (50).

Taleb A. (50) sitzt momentan in einem Gefängnis in Leipzig. Die Anklagen gegen ihn häufen sich.
Taleb A. (50) sitzt momentan in einem Gefängnis in Leipzig. Die Anklagen gegen ihn häufen sich.  © NEWS5/Ferdinand Merzbach

Schon im März hat die Staatsanwaltschaft Halle angekündigt, dass möglicherweise kinderpornografisches Material in der Wohnung des Attentäters gefunden wurde.

"Dazu kommt, dass jetzt eine Frau, die einen Flüchtlingsverein gegründet hatte und Taleb A. lange kannte, sagte, dass mehrere Frauen sich ihr anvertraut hätten und berichtet hätten, dass sie von ihm missbraucht worden sind", so Investigativ-Reporter Dirk Banse in einem WELT-Interview vom heutigen Samstag.

Der saudi-arabische Arzt hatte sich bei der Flüchtlingshilfe in Köln engagiert und um junge, geflüchtete Frauen gekümmert.

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"Und was wir jetzt gehört haben, ist, dass er diese Position ausgenutzt haben könnte, um diese Frauen dann zu missbrauchen", erzählt Banse. Er soll sie erpresst und bedroht haben, damit sie sich nicht an die Polizei wenden.

Die einzige Anzeige sei 2016 bei der Staatsanwaltschaft Magdeburg eingegangen: Taleb A. soll eine 20-Jährige in einem Fahrstuhl angefasst und geküsst haben, obwohl sie sich wehrte, so der Investigativ-Reporter.

Todesfahrer hat am Tattag ein Hotel gebucht - mit Kind?

Taleb A. drohte vor seiner Todesfahrt immer wieder Taten an und schien zunehmend wirr.
Taleb A. drohte vor seiner Todesfahrt immer wieder Taten an und schien zunehmend wirr.  © IMAGO/Hanno Bode

Warum Taleb A. über den Weihnachtsmarkt gerast ist, ist immer noch unklar.

Er hatte im Internet Hass auf deutsche Behörden ausgedrückt, teilte gleichzeitig rechte Verschwörungstheorien.

Viele Unstimmigkeiten stellen die Ermittler vor das Rätsel, welches diesen Mann ausmacht.

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"Er hat ja verschiedenste Drohungen immer wieder ausgesprochen und in den Chats geschrieben. Das war zum Teil wirr", gibt Banse zu bedenken.

"Er hat immer angekündigt, 'Etwas Großes wird passieren', aber keiner hat das so richtig ernst genommen".

Eine letzte neue Information hat den Reporter stutzig gemacht: "Am Tattag hat er ein Golfhotel im Land Brandenburg gebucht, für sich und ein Kind". Dabei habe Taleb A. gar kein Kind.

"Wen wollte er da treffen?", wundert sich Banse.

Titelfoto: IMAGO/Hanno Bode

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