Erdbeben bei Bleicherode: Ist ein Hohlraum schuld?
Bleicherode - Nach dem Erdbeben bei Bleicherode (Landkreis Nordhausen) laufen die Untersuchungen weiter. Es gibt jedoch eine Vermutung!

Um 8 Uhr wackelte am Montag bei Bleicherode der Boden. Es war das erste gemessene Erdbeben in diesem Jahr in Thüringen. Doch warum eigentlich?
Der Ursache auf der Spur sind derzeit Mitarbeiter des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) sowie der NDH Entsorgungsbetreibergesellschaft. Das Epizentrum des Bebens lag nämlich in der Grube Bleicherode-Sollstedt, Revier II. Oder einfach formuliert: in einem Abbaubereich aus dem Jahr 1935.
Allerdings gestalten sich die Ermittlungen nicht gerade leicht. Der Grund: Der Bereich ist nicht zugänglich. Er ist als versetzt gekennzeichnet. Das bedeutet, dass Hohlräume mit Material aufgefüllt wurden. Das Versetzen soll für zusätzliche Stabilität sorgen.
"Generell werden Kali- und Steinsalze so abgebaut, dass in den Lagerstätten abbauwürdige Teile des Salzes entnommen werden und andere Teile als sogenannte Pfeiler stehen gelassen werden. Damit wird ein Zusammenbruch der Abbaukammern verhindert", teilte ein Sprecher des TLUBN gegenüber TAG24 mit.
Den Angaben zufolge könnte das Beben in Zusammenhang mit dem Versetzen stehen. Das heißt konkret: Zwischen dem Versatz-Material und der Decke der Grubenbaue kann im Zuge dieses technischen Verfahrens ein offener "Resthohlraum" bestehen geblieben sein.
Das Bergbauunternehmen führt eine eigene Erdbeben-Überwachung

"Je nach Zusammensetzung des Salzes, aus denen die Abbaupfeiler bestehen, sowie dem Versatz können diese unter Last nicht fließend, sondern schlagartig nachgeben", so der Sprecher. Dadurch könne sich das Gebirge schlagartig auf den Versatz "setzen". "Dieser Mechanismus könnte auch das seismische Ereignis in Bleicherode erklären", heißt es.
Eine eindeutige Klärung ist nach Angaben des TLUBN allerdings nicht möglich, weil die alten Abbaue nicht mehr zugänglich sind. Die Bereiche des Erdbebenherdes werden, insofern möglich, vom Bergbauunternehmer befahren, um eventuelle Auffälligkeiten festzustellen, heißt es.
Nach Angaben des Landesamtes überwacht das Bergbauunternehmen bereits seit mehreren Jahrzehnten die Seismizität im Bergwerk Bleicherode-Sollstedt über ein seismisches Monitoring-System.
Außerdem würden durch das Unternehmen regelmäßige Stationsberichte und Berichte zum Senkungsgeschehen für das Bergwerk geführt.
"Die Ergebnisse belegen, dass eine Verwahrung und Sicherung durch geomechanisch stabilisierendes Versatzeinbringen entsprechende Effekte zeigt", heißt es seitens des TLUBN.
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