Videoüberwachung auf Erfurter Anger soll kommen - CDU geht mit Forderungen noch weiter

Erfurt - In Erfurt gilt der Anger als gefährlicher Ort, weil sich dort Straftaten häufen. Nun soll die Einkaufsmeile per Video überwacht werden. Die CDU geht indes mit ihren Forderungen noch ein Stück weiter.

Der Erfurter Anger zählt in Thüringen zu den Kriminalitätshotspots. (Archivbild)
Der Erfurter Anger zählt in Thüringen zu den Kriminalitätshotspots. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

Der Erfurter Anger soll per Video überwacht werden. Es sei derzeit aber keine 24-Stunden-Überwachung angedacht, bei der Menschen rund um die Uhr vor Monitoren säßen, sagte ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums am Dienstag.

Stattdessen sei ein Mix aus Aufzeichnungen und einem Live-Monitoring geplant. Zu bestimmten Zeiten würden Menschen die Videoaufnahmen in Echtzeit verfolgen. Möglicherweise könne auch künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um bestimmte Bewegungsmuster erkennen zu können. Angepeilt werde eine Umsetzung der Videoüberwachung noch in diesem Jahr.

Zuvor hatte die Thüringer CDU-Fraktion ein Sicherheitspaket vorgestellt, mit dem sie eine Ausweitung der Möglichkeiten von Videoüberwachung fordert und Fußfesseln für Gewalttäter, um Frauen besser zu schützen.

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"Wir wollen den Einsatz der elektronischen Fußfessel in Thüringen ermöglichen, um Frauen besser vor brutaler Gewalt zu schützen", erklärte CDU-Fraktionschef Mario Voigt (47).

Ob der Landtag den Vorschlägen zustimmt, ist ungewiss. Die CDU ist in der Opposition, in der Vergangenheit hatte sie aber eigene Initiativen auch mithilfe von AfD- und FDP-Stimmen verabschiedet.

Voigt: "Wir wollen die Täter effektiv fernhalten"

Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt (47) erklärte: "Wir wollen den Einsatz der elektronischen Fußfessel in Thüringen ermöglichen, um Frauen besser vor brutaler Gewalt zu schützen." (Archivbild)
Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt (47) erklärte: "Wir wollen den Einsatz der elektronischen Fußfessel in Thüringen ermöglichen, um Frauen besser vor brutaler Gewalt zu schützen." (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

Die elektronische Fußfessel soll laut CDU vor allem häuslicher Gewalt vorbeugen. Die Durchsetzung gerichtlich angeordneter Kontakt- und Annäherungsverbote sei "problematisch", heißt es in dem Entwurf.

"Im Falle einer Missachtung der Anordnungen muss erst eine Alarmierung durch das Opfer erfolgen, sofern es dazu in der Lage ist. Bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte kann wertvolle Zeit vergehen."

Nach Auffassung der Christdemokraten könnten viele Taten verhindert werden, wenn die Täter mit Fußfesseln überwacht würden. Die Fußfessel zur Überwachung entlassener Sexualstraftäter habe sich bei verurteilten Straftätern bewährt. "Wir wollen die Täter effektiv fernhalten und den Opfern ermöglichen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben", sagte Voigt.

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Außerdem plädiert die CDU dafür, Videoüberwachung schon bei drohender Gefahr zu ermöglichen. "Mit unserem Gesetz schaffen wir rechtliche Klarheit, Videoüberwachung auch jenseits der bisher definierten vier kriminogenen Orte in Thüringen zu ermöglichen", erläuterte Voigt.

Bilay: "Thüringen gehört zu den sichersten Bundesländern in der Republik"

Der Thüringer Linke-Innenpolitiker Sascha Bilay (44) schoss gegen die Vorschläge der CDU. (Archivbild)
Der Thüringer Linke-Innenpolitiker Sascha Bilay (44) schoss gegen die Vorschläge der CDU. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Sogenannte gefährliche Orte sind Kriminalitätshotspots - in Thüringen zählen etwa der Anger in Erfurt oder der Bereich des Hauptbahnhofvorplatzes in der Landeshauptstadt dazu.

Mit ihren Vorschlägen zur Änderung des Polizeiaufgabengesetzes will die CDU einen Rechtsrahmen schaffen, "der die polizeilichen Einsatzmöglichkeiten offener Bild- und Tonaufnahmen deutlich erweitert", wie es in dem entsprechenden Entwurf heißt.

Die Thüringer Linke lehnte die CDU-Vorschläge ab. Sie seien "untauglich, wenn es darum geht, die Sicherheit in Thüringen zu erhöhen", erklärte der Linke-Innenpolitiker Sascha Bilay (44).

Die Gefahr, in Thüringen Opfer einer Straftat zu werden, sei im bundesweiten Vergleich gering. "Thüringen gehört zu den sichersten Bundesländern in der Republik."

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Madeleine Henfling (40), sagte, die Pläne zur Videoüberwachung an sogenannten gefährlichen Orten überzeugten nicht. "Nicht zuletzt führt die Vereinfachung von Videoüberwachung häufig dazu, dass Straftaten nicht besser unterbunden werden und die lokale Präventionsarbeit vernachlässigt wird."

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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