In diesem Museum darfst Du nicht nur alles ansehen, sondern auch anfassen

Seligenstadt - Auf zwei Etagen herrscht lautes Gebimmel, bunte Lichter blinken, und man hört den Motorenlärm auf einer Rennstrecke. Wer hier spielt, verbringt seine Zeit mit "Captain Fantastic", "Miss America", der "Addams Family" oder "Super Mario".

An jedem ersten Samstag im Monat öffnet das Flipper- und Arcademuseum "For Amusement Only" in Seligenstadt (Hessen) seine Pforten.
An jedem ersten Samstag im Monat öffnet das Flipper- und Arcademuseum "For Amusement Only" in Seligenstadt (Hessen) seine Pforten.  © dpa/Sebastian Gollnow

Einmal im Monat strömen Menschengruppen in das Museum und Vereinsheim des Vereins "For Amusement Only" ("Nur zur Unterhaltung") in Seligenstadt. Im Flipper- und Arcademuseum rollen die Kugeln auf der Jagd nach Punkten, und auf den Schirmen flimmern Computerspiele wie "Tetris" oder "Donkey Kong", aber auch Videospielklassiker aus den Anfängen elektronischer Spielekonsolen.

An den Apparaten stehen Menschen aller Altersgruppen. Sie sind bei Geschicklichkeitsspielen, Autorennen, beim Flippern hochkonzentriert, lachen sich aus Schadenfreude aus oder raufen sich die Haare.

"Man kann nicht sagen, was das Zielpublikum ist", sagt Vereinsmitglied Senad Palic. Die Besucher seien komplett gemischt. Es kämen Familien oder ältere Spielerinnen und Spieler, die die Automaten noch aus ihrer Kindheit und Jugend kennen. "Man erinnert sich wieder an alte Videospiele."

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Es seien aber auch Fans und Liebhaber dabei, die nur für einen einzigen Flipper oder ein einziges Videospiel kommen und die ganze Zeit nur an diesem Apparat sitzen. Einige würden vorher anrufen und fragen, ob ihr Favorit mit unter den Ausstellungsstücken und einsatzbereit ist.

Etwa 260 Spielgeräte stehen Palic zufolge auf den rund 700 Quadratmetern des Museums im Kreis Offenbach, die Hälfte davon sind Flipper. Der älteste Flipper sei aus den 50er Jahren, das älteste Arcades genannte Videospiel von 1977. In den beiden Räumen stehen aber auch noch andere Raritäten.

Etwa 260 Geräte stehen im Museum "For Amusement Only" in Seligenstadt zur Verfügung

Rund 260 Automaten jeglicher Art stehen den Retro-Zockern zur Verfügung.
Rund 260 Automaten jeglicher Art stehen den Retro-Zockern zur Verfügung.  © dpa/Sebastian Gollnow

Auf einer sechs Tonnen schweren Konsole mit acht Bildschirmen und acht Rennwagencockpits können Spielbegeisterte gegeneinander antreten. Auch die Konsole "Poly Play" aus der früheren DDR aus den 80er Jahren steht in den Räumen. Dort seien keine Bildröhren, sondern gleich ein ganzer Fernseher eingebaut worden. "Mit der sollte kein Geld verdient werden, die stand in Schullandheimen."

Beim Thema Geld hatte der Verein mit rund 190 Mitgliedern auch schon mal beim Hessischen Museumsverband vorgefühlt. "Der Begriff Museum ist nicht geschützt", sagt Iris Salomon von der Geschäftsführung.

Eine Förderung sei allerdings an strenge Bedingungen geknüpft. So müsse es Konzepte geben und sie müssen öffentlich zugänglich sein. Der Museumsverband fördert nicht staatliche Museen - Mittel, die auch das Flippermuseum brauchen könnte.

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"Wir haben uns die Statuten durchgelesen", sagt Palic. Der Verein könne aber nur jeden ersten Samstag im Monat öffnen und daher seine Räume nicht oft genug für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Ebenso gebe es keinen behindertengerechten Eingang. "Alle Umbauten kosten Geld", sagt Palic. Und das ist in Corona-Zeiten knapp.

Geräte werden mitunter mit Ersatzteilen aus dem 3D-Drucker repariert

Die Wartung und Reparatur der Spieleklassiker ist aufwendig - und teuer.
Die Wartung und Reparatur der Spieleklassiker ist aufwendig - und teuer.  © dpa/Sebastian Gollnow

Der Verein müsse jeden Monat 4500 bis 5000 Euro aufbringen, und wegen der Pandemieauflagen hätten in den vergangenen beiden Jahren nicht so viele Besucher kommen können.

Die Öffnungstage seien begrenzt. Alles sei ehrenamtlich, und die anderen Wochenenden brauche man, um Geräte zu reparieren und restaurieren. "Wir haben hier zwei Werkstätten", sagt der 41-jährige Palic.

Dort türmen sich alte Platinen, Rechner und andere Geräte, alles was beim Reparieren helfen könnte. "Ersatzteile, das ist superschwierig." Hier tausche man sich mit anderen, ähnlichen Vereinen wie etwa dem Digital Retro Park in Offenbach aus.

Es gebe auch Online-Shops, die Teile anbieten. "Manchmal bauen wir die Teile nach, zum Beispiel mit einem 3D-Drucker." Und mit Spielern anderer Vereine gebe es auch eine Deutsche Flipperliga. "Man kennt sich, man mag sich."

Die rund 260 Geräte im Museum gehören überwiegend den Mitgliedern. "Nur zehn Prozent gehören dem Verein", sagt Palic.

"Der Vorteil ist, sie stehen im Trockenen und werden gewartet." Wer den Eintritt gezahlt hat, kann an allen Geräten spielen. "Alle Spiele sind auf Freispiel gestellt."

Titelfoto: dpa/Sebastian Gollnow

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