Elbtower-Bauruine: Kauft die Stadt jetzt den "kurzen Olaf"?
Hamburg - Wie geht es weiter mit Hamburgs bekanntester Baustelle? Offenbar gibt es mehrere Interessenten für den Elbtower.
Das war am Dienstag Thema im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft. Wie der NDR berichtet, haben dort Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (50, SPD) und Hafencity-Chef Andreas Kleinau bekannt gegeben, dass der Verkauf des Grundstücks und des etwa 100 Meter hohen Rohbaus durch den Insolvenzverwalter bereits seit dem 3. April läuft.
Es soll bereits mehrere Interessenten geben. Allerdings habe die bei dem Prozess kein Mitspracherecht und wisse nicht, wer darauf biete.
Daher hat die Stadt zum 1. Mai ihr Wiederkaufsrecht angemeldet. Das heißt aber nicht, dass Hamburg das Grundstück jetzt selbst kauft. Der Senat hat neun Monate Zeit, um sich zu entscheiden. Das wäre vorstellbar im Fall, dass der vom Insolvenzverwalter gefundene Investor für die Stadt nicht infrage kommt.
In dem Fall müsste Hamburg für das Grundstück nur den Kaufpreis ohne Zinsen in Höhe von 122 Millionen Euro nach einem pauschalen Abzug von fünf Millionen Euro bezahlen, den Rohbau gibt es umsonst obendrauf.
Entscheidung kurz vor Bürgerschaftswahl 2025
Bis Ende Januar 2025 bleibt der Stadt Zeit, das Wiederkaufsrecht wahrzunehmen. Laut NDR sagte Pein, es werde entscheiden, wenn es so weit ist. Der letztmögliche Zeitpunkt ist politisch heikel, denn er liegt nur wenige Wochen vor der Bürgerschaftswahl am 2. März 2025.
Beim Elbtower droht dem rot-grünen Senat ein Szenario, das er immer vermeiden wollte. Denn wäre Hamburg Bauherrin und müsste sie sich um die Bauruine kümmern. Völlig unrealistisch erscheint ein Weiterbau durch die Stadt. Eine weitere Option ist, dass nach einem anderen Investor gesucht wird. Als letzter Ausweg bleibt nur ein Abriss.
Seit Ende Oktober sind die Bauarbeiten am Elbtower eingestellt. Nur etwa 100 Meter der geplanten 245 Meter sind erreicht. Im Januar meldete die Käuferin des Grundstücks Insolvenz an, die zum ebenfalls insolventen Signa-Konzern von René Benko (46) gehört.
Ein peinliches Licht wirft die Posse auch auf Bundeskanzler Olaf Scholz (65, SPD), der als damaliger Hamburger Bürgermeister im Jahr 2018 die Pläne mit der Signa vorantrieb.
"Ich als Bürgermeister möchte, dass die Hamburger sagen, das hat der Scholz gut gemacht", sagte er bei Vertragsabschluss für das damals bereits umstrittene Bauprojekt, das das dritthöchste Hochhaus in Deutschland werden sollte. In Anlehnung daran wird die Bauruine daher von Hamburgern auch als "kurzer Olaf" verspottet.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa