Comeback für die Colonnaden? Vergessene Straße soll für eine Million neu erstrahlen

Hamburg - Jahrelang wurden die Colonnaden nahe dem Jungfernstieg vernachlässigt, doch jetzt soll endlich etwas passieren. Unter der Leitung eines eigens eingerichteten Business Improvement Districts (BID) ist am Montag der Startschuss für die umfassende Neugestaltung der historischen Flaniermeile gefallen. Ziel ist es, diese wieder zu einem lebendigen und attraktiven Ort zwischen Alster und Esplanade zu machen. Ein Wettbewerb unter Architekten soll die beste Lösung dafür liefern.

Von links nach rechts: Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer, Dieter Becken, Geschäftsführer der "Becken Development GmbH", Aufgabenträgerin Mareike Menzel und Jan-Peer Lehfeldt, Hotelmanager des Hotels "Vier Jahreszeiten".  © Tag24/Madita Eggers

Die Colonnaden sollen endlich aus ihrem "Dornröschenschlaf" erwachen, betonte BID Aufgabenträgerin Mareike Menzel gegenüber TAG24.

"Alle anderen Quartiere drumherum haben sich ja gemausert [...] und mehr Aufenthaltsqualität geschaffen. Und hier hat sich eben jahrelang keiner drum gekümmert."

Doch das soll sich jetzt mit dem "BID Quartier Colonnaden" ändern: In der dreijährigen Planungsphase sollen Konzepte entwickelt werden, die in einer zweiten Phase baulich umgesetzt werden. Dafür stehen 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.

Hamburg Plötzlich einsetzende Wehen: Spontane Hausgeburt löst Großeinsatz aus

"Unser Ziel ist ein Quartier, das die historische Identität wahrt und zugleich ein modernes, lebendiges Umfeld für Handel, Kultur und Stadtleben schafft", so Menzel weiter, die sich ein "kleines Italien" in Hamburg wünscht.

Im Fokus stehen sowohl die gestalterische Aufwertung als auch die enge Zusammenarbeit mit den rund 50 ansässigen Grundeigentümern und Grundeigentümerinnen wie Jan-Peer Lehfeldt, Hotelmanager des Hotels "Vier Jahreszeiten". Es ginge nicht darum, den "Neuen Wall 2.0" zu bauen, sondern standortgerecht zu bauen.

Anzeige
Die Colonnaden heute: Hier soll wieder ein lebendiger Stadtraum entstehen.  © Tag24/Madita Eggers
So könnten die Colonnaden in Zukunft aussehen. Eine kleine Trasse für Fuß-, Rad- und Lieferverkehr soll erhalten bleiben.  © Zum Felde BID

Sieben Architekten reichen Entwürfe für die Neugestaltung der Colonnaden ein

"Die Leuchten in den Arkaden sind einzigartig", so Menzel. Diese sollen auf jeden Fall erhalten werden und in die Neugestaltung miteinfließen.  © Tag24/Madita Eggers

Insgesamt nehmen sieben Architekturbüros aus ganz Deutschland und Dänemark am Wettbewerb teil. Am Montag fand die erste Begehung der Fläche statt. Bis zum Herbst 2025 haben die Teilnehmenden Zeit, ihre Entwürfe einzureichen.

Eine Jury unter Leitung des Oberbaudirektors Franz-Josef Höing (60) wählt dann den Siegerentwurf aus. Wichtig sei dabei der sensible Umgang mit dem Bestand: Teile der in den Jahren 1876/77 durch die Gebrüder Wex gebauten Privatstraße stehen unter Denkmalschutz.

"Wir wollen zum alten Strahlen zurückkehren und diesen Flanier-Charakter wieder herstellen – sowie den Fokus mehr auf die venezianische Architektur und diese Burgengänge legen", so Menzel weiter, die ebenfalls Teil der Jury sein wird.

Hamburg Boberger Dünen: Umweltbehörde streicht 70 Tiere, Schäferin widerspricht der Begründung

Ein großes Thema ist auch die klimaangepasste Stadtgestaltung. Begrünung, Verschattung und flexible Nutzung von Veranstaltungsflächen sollen Aufenthaltsqualität schaffen, auch ohne Konsumzwang.

Auch während der Umbauzeit soll das Quartier trotz paralleler Großbaustellen wie dem U5-Ausbau belebt werden. "Ein erster Versuch ist die mediterrane Nacht am 17. Juli", so Menzel. "Ein BID ist ja auch dazu da, dass man mal was ausprobieren kann. [...] Und wir sind mutig."

Ralf Neubauer (43, SPD), Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, sagte gegenüber TAG24: "Die Colonnaden sind etwas ganz Besonderes - ein architektonisches Juwel und ein guter Beitrag für die Innenstadt." Die Stadt plane sich an den Umbaumaßnahmen finanziell zu beteiligen, die Planung sei dagegen reine BID-Sache.

Mehr zum Thema Hamburg: