TAG24 auf Nachtschicht mit Spezialkräften der Polizei: Nach wenigen Minuten der erste Alarm
Hamburg - Räuber, die sich in die Büsche schlagen, Einbrecher, die ertappt wurden und sich im Gebäude verstecken: Sie eint die kriminelle Motivation - und die Furcht vor den erstaunlichen Fähigkeiten der Diensthunde und ihrer Diensthundeführer. TAG24 hat die Spezialkräfte für eine Nacht in Hamburg begleitet.
Die Schicht hat gerade erst begonnen, es ist 20.45 Uhr, als Juno das erste Mal die Ohren aufstellt. Die Hündin spürt die Anspannung mit jeder Faser ihres Körpers, die sich auf den Vordersitzen des zivilen Polizeiautos breit macht.
Über den Funk wird ein Alarm gemeldet, in einem Gewerbegebäude, das nur 200 Meter entfernt liegt. Keine zehn Sekunden später steht der Wagen davor. Alle Fenster sind dunkel, von Einbrechern keine Spur.
Truppführervertreter "Lücki" (43) und Diensthundeführerin "Talli" (32) springen dennoch über den Zaun, der die Zufahrt hinter das Haus absperrt. "Da brennt Licht", sagt "Lücki".
Hinter den großen Fenstern ist eine beleuchtete Werkstatt zu sehen, große industrielle Maschinen, aber keine Menschenseele. Das Rolltor steht sperrangelweit offen. Ein fleißiger Mitarbeiter, der Überstunden sammelt, könnte die Schlussfolgerung sein. Wären da nicht die verräterischen Scherben am Boden.
Sofort wird Verstärkung angefordert, das Gebäude umstellt und "Talli" holt das Einsatzmittel, das jetzt als Speerspitze voranschreiten wird: Juno, der Schutzhund.
Diensthund Juno durchsucht akribisch das Gebäude
Mit gezückten Dienstwaffen machen sich die Beamten bereit, das Gebäude zu betreten.
"Hier ist die Polizei mit dem Diensthund. Rauskommen, oder ich setze den Hund ein!", ruft "Talli". In der Halle bleibt es, abgesehen von einem ohrenbetäubenden Pfeifton der Alarmanlage, ruhig.
Es folgt eine zweite Warnung, dann klickt es. Die Leine ist gelöst, konzentriert läuft Juno in das Gebäude. Sie verschwindet immer wieder hinter Schränken, Maschinen und einem weißen Gegenstand.
"Ist das ein Tresor?", fragt einer der Beamten. Aus der Entfernung nicht auszumachen. Als Juno nach minutenlanger Suche kein Zeichen gibt, ruft "Talli" sie zurück und leint sie an. Jetzt gehen die Polizisten Meter für Meter vor, jeder den anderen absichernd. Gleichzeitig wird der Raum gescannt, mögliche Verstecke überprüft, Fluchtwege analysiert.
Der weiße Gegenstand kommt näher, der Beamte lag richtig. Dort steht ein großer Tresor, arg ramponiert. Die Spurenlage ist eindeutig. Die Täter sind offensichtlich den Tresor angegangen.
Alexander Lück musste seine Dienstwaffe bereits einsetzten
Die Polizisten überprüfen Raum für Raum, bis sie sicher sind: Die Einbrecher sind weg. Und sie haben eine Verwüstung hinterlassen, die deutlich macht, dass sie den Alarm erst bei der Flucht ausgelöst haben. Türen wurden aufgetreten, Schränke durchwühlt, die Decke geöffnet.
Da das Gebäude verlassen ist, übernimmt die Kripo. Die Diensthundeführer haben ihren Job gemacht. Natürlich hätte man den oder die Täter gern auf frischer Tat ertappt - doch das bringt auch Gefahren mit sich. "Lücki" hatte in der Vergangenheit einen Einsatz, bei dem ein Täter gestellt werden sollte. Dies brachte ihn in eine sehr gefährliche Situation.
Im Anschluss an eine Fahrzeugverfolgung kam es zum Schusswaffengebrauch aus einer Notwehrsituation heraus. "Drei Monate später hat mich die Geschichte mit schweren Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) eingeholt", erzählt "Lücki".
Er habe lange gebraucht, um sich zurück in das Leben zu kämpfen. "Von einer PTBS wirst du nie geheilt, du kannst nur die Symptome lindern", so der Truppführervertreter.
Chantal Rietdorf: "Zwischen Diensthund und Hundeführer entsteht ein untrennbares Band"
Umso besser, dass es in dieser Nacht verhältnismäßig ruhig bleibt. Es folgt noch ein Unfall mit Fahrerflucht. Die Verursacher lassen das Auto stehen und laufen davon. Auch die Diensthundeführer schließen sich der Suche nach den Verdächtigen an.
Nach kurzer Zeit die Entwarnung: Die Flüchtigen werden 500 Meter vom Unfallort entfernt entdeckt. Sie saßen seelenruhig an einer Bushaltestelle. Ein Video des Unfalls, das den Beamten vorlag, identifiziert sie eindeutig als die Fahndungsziele.
Danach fahren "Lücki" und "Talli" mit ihren Hunden Raja und Juno die ganze Nacht durch die Stadt, immer bereit, gemeinsam mit dem Hund potenziell gefährliche Situationen zu lösen.
"Diensthunde sind nicht einfach nur ein Einsatzmittel, sondern ein treuer, verlässlicher Partner. Zwischen Diensthund und Hundeführer entsteht ein untrennbares Band – geprägt von Vertrauen, Respekt und tiefer Loyalität", sagt "Talli".
Umso genauer wird abgewägt, ob der Diensthund das richtige Einsatzmittel für den jeweiligen Fall ist. Schließlich stößt auch ein speziell ausgebildeter Hund auf seine Grenzen, wenn Einbrecher und Co. eine Waffe oder andere gefährliche Gegenstände einsetzen - was die Fähigkeiten der Tiere nicht minder beeindruckend macht.
Erst am frühen Morgen ist Feierabend. Gemeinsam mit ihren Hunden fahren die Diensthundeführer nach Hause. Jetzt wird sich ausgeruht, denn die nächste Nacht könnte wieder Gefahren bergen.
Titelfoto: Bildmontage: privat

