Nach Warnstreiks in Hamburg: Neue Streiks oder Einigung?

Hamburg - Erst der Flughafen, dann die Recyclinghöfe - mit Warnstreiks haben Hamburger Beschäftigte zuletzt Druck auf die Arbeitgeberseite gemacht. Kommt nun eine Einigung oder drohen weitere Aktionen?

Nach dem Streik am Flughafen wurden am Sonnabend acht von zwölf Recyclinghöfe Hamburgs bestreikt.
Nach dem Streik am Flughafen wurden am Sonnabend acht von zwölf Recyclinghöfe Hamburgs bestreikt.  © Christian Charisius/dpa

Man habe vor den nächsten Tarifverhandlungen einen Stein ins Wasser werfen wollen. "Das hat ganz gut geklappt", sagte am Wochenende ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi in Hamburg, wo wegen Warnstreiks mehrere Recyclinghöfe dicht blieben.

Auf dem Hamburger Flughafen normalisierte sich der Betrieb nach dem Warnstreik vom Freitag wieder.

"Es läuft alles völlig normal", teilte eine Sprecherin des Flughafens am Samstagnachmittag mit.

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Mit den Warnstreiks wollen die Beschäftigten ihren Forderungen im laufenden Tarifstreit des öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen Nachdruck verleihen. Die zweite Verhandlungsrunde ist am kommenden Mittwoch und Donnerstag geplant.

Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber monatlich 500 Euro mehr.

Acht von zwölf Recyclinghöfen blieben nach Aussage des Gewerkschaftssprechers am Samstag geschlossen. Die Beteiligung der Kolleginnen und Kollegen am Warnstreik sei gut gewesen. Betroffene Kunden hätten überwiegend Verständnis gezeigt.

Diejenigen, die mit teilweise großen extra gemieteten Fahrzeugen gekommen seien, seien vermutlich zu den geöffneten Höfen in der Peripherie weitergefahren, sagte der Sprecher.

Am Nachmittag fand vor dem Recyclinghof Feldstraße im Stadtteil St. Pauli trotz Regens eine Abschlusskundgebung zusammen, laut Sprecher kamen etwa 50 Teilnehmer.

Warnstreik am Hamburger Flughafen: Nicht ein Flugzeug startete oder landete

Airport-Mitarbeiter bringen ein Plakat mit der Aufschrift "Warnstreik!" an einer Tür des Flughafens an. Am Freitag hob weder ein Flugzeug am Hamburger Airport ab, noch landete eine einzige Maschine in der Hansestadt.
Airport-Mitarbeiter bringen ein Plakat mit der Aufschrift "Warnstreik!" an einer Tür des Flughafens an. Am Freitag hob weder ein Flugzeug am Hamburger Airport ab, noch landete eine einzige Maschine in der Hansestadt.  © Bodo Marks/dpa

Auf dem Hamburger Flughafen startete am Samstag laut Website gegen 6.15 Uhr als erste Maschine ein Eurowings-Flugzeug nach Zürich.

Um kurz nach 6 Uhr erfolgten die ersten Landungen aus Istanbul und Lissabon. Zuvor war von Donnerstag 22 Uhr an nichts mehr gegangen. Ohne Ausnahme hatte es weder Starts noch Landungen gegeben.

Der Warnstreik der Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen sowie weiterer Betriebsteile des Flughafens endete offiziell zwar schon am Freitag um 22 Uhr.

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Den offiziell bis 23 Uhr laufenden Flugbetrieb nahm der Airport Hamburg dennoch erst am Samstagmorgen wieder auf. Für Samstag waren 95 Starts und 99 Landungen geplant.

Warnstreik am Hamburger Flughafen: 253 Flüge und 32.000 Passagiere betroffen

Vom Warnstreik betroffen waren nach Angaben des Flughafens 253 Flüge und etwa 32.000 Passagiere. Laut Flughafenverband ADV waren bundesweit rund 300.000 Passagiere von 2300 Flugausfällen betroffen.

Insgesamt sieben Flughäfen waren am Freitag durch den Warnstreik weitgehend lahmgelegt: neben Hamburg auch Frankfurt, München, Hannover, Stuttgart, Bremen und Dortmund. Auch an anderen betroffenen Flughäfen normalisierte sich am Samstag wieder weitgehend der Betrieb.

Chef des Beamtenbundes droht mit Ausweitung des Warnstreiks

Kein Mensch zu sehen: Das Terminal 1 des Hamburger Flughafens am Streiktag.
Kein Mensch zu sehen: Das Terminal 1 des Hamburger Flughafens am Streiktag.  © Bodo Marks/dpa

Bei dem Warnstreik am Flughafen ging es nach Angaben von Verdi nicht nur um den öffentlichen Dienst, sondern auch um weitere Branchen, die im Flugbereich eine Rolle spielten.

Dazu zählten etwa auch die Luftsicherheitskontrolle, die Passagierabfertigung und die Instandhaltung. Im laufenden Tarifkonflikt fordert die Gewerkschaft auch unter Verweis auf gestiegene Energiepreise und die Inflation mehr Geld für die Beschäftigten.

Der Chef des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, hat bereits mit einer Ausweitung der Warnstreiks gedroht. "Wenn die Arbeitgeber weiter mauern, müssen die Warnstreiks zwangsläufig ausgeweitet werden", sagte Silberbach der "Bild am Sonntag".

An der angespannten Finanzlage der Kommunen seien die Politiker im Bund und vor allem in den Ländern schuld, nicht die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes.

Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge, wandte sich im Gespräch mit der Zeitung erneut gegen die Forderungen von dbb und Verdi und kritisierte sie als nicht umsetzbar. "Würden die Forderungen erfüllt, würde dies die Leistungsfähigkeit der Kommunen überschreiten."

Titelfoto: Bodo Marks/dpa

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