Verdi geht mit Forderung von 10,5 Prozent mehr Lohn in Tarifverhandlungen

Hamburg - Die Gewerkschaft Verdi geht mit Lohnforderungen von 10,5 Prozent in die Verhandlungen für den öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes. Gerade Mitarbeitende der Krankenhäuser und der Stadtreinigung zeigen sich streikbereit.

Berthold Bose, Landesbezirksleiter Verdi Hamburg, vor einem Pressegespräch zur Tarifrunde im öffentlichen Dienst.
Berthold Bose, Landesbezirksleiter Verdi Hamburg, vor einem Pressegespräch zur Tarifrunde im öffentlichen Dienst.  © Christian Charisius/dpa

Mit einer Lohnforderung von 10,5 Prozent mehr Geld aufgrund von steigenden Preisen und einem akuten Fachkräftemangel geht Verdi in die Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft für die unteren Einkommen einen Mindestbetrag von 500 Euro, wie Verdi-Vize Sieglinde Frieß (63) am Donnerstag sagte.

Auch die Entgelte der Auszubildenden, Studenten und Praktikanten sollen monatlich um 200 Euro erhöht werden. Dem Fachkräftemangel könne man nur mit attraktiveren Ausbildungsplätzen entgegenwirken.

Dazu gehöre die Möglichkeit, sich eine Wohnung in Hamburg leisten zu können und unter fairen Bedingungen zu arbeiten, sagte Verdi Landesbezirksleiter Berthold Bose (59).

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Erst beide Faktoren zusammen machten die Berufe wieder so attraktiv, dass man dem Fachkräftemangel entgegenwirken könne. "Da liegen große Versäumnisse in der Vergangenheit", kritisiert Bose.

Fachkräftemangel und Inflation große Belastung für Branchen

Ob es zu Warnstreiks kommt, ist noch nicht klar. Die Mitarbeitenden von Kliniken geben sich dennoch schon streikbereit. (Archivbild)
Ob es zu Warnstreiks kommt, ist noch nicht klar. Die Mitarbeitenden von Kliniken geben sich dennoch schon streikbereit. (Archivbild)  © Maja Hitij/dpa

Neben dem Fachkräftemangel sei auch die Inflation ein großer Faktor für die hohen Forderungen der Gewerkschaft. "Wir haben Menschen, die gerade so viel verdienen, dass sie bislang ohne Preissteigerungen knapp über die Runden gekommen sind", sagte Bose.

Auch diese Menschen erhielten ihr Gehalt nach einem Tarifvertrag, "aber eben in einer sehr angespannten Situation".

Auch werde die Inflationsrate über einen statistischen Warenkorb ermittelt, der für Menschen in den unteren Gehaltsklassen vollkommen unrealistisch sei.

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Teil des Warenkorbs seien beispielsweise Autos, die sich "ein einfach Beschäftigter mit einem geringen Lohn eigentlich gar nicht kauft". Eine Inflationsrate von 10 Prozent sei zu niedrig gefasst.

Unter den rund 50.000 betroffenen Beschäftigten seien allein 20.000 aus dem UKE und den Asklepios-Kliniken. Die Stimmung in den Krankenhäusern sei kämpferisch.

Neben der Pandemie sei vor allem der Personalmangel ein Problem. "Die Kollegen sagen, es reicht", sagte der Betriebsratsvorsitzende der Asklepios Kliniken, Thomas Haul. Im Falle eines Streiks würde zwar jeder, der Hilfe brauche, behandelt, allerdings mit längeren Wartezeiten.

Vorstellbar sei auch, dass Pflegepersonal wie im Wochenenddienst arbeite, "das heißt, dass zum Beispiel in Operationsräumen nur Bereitschaftsdienste da sind oder weniger", erklärte Haul.

Verdi: Erste Verhandlungsrunde ist für den 24. Januar geplant

Auch die Mitarbeitenden der Stadtreinigung seien durchaus streikbereit, sagte Arbeitnehmervertreter Rainer Hahn. Gerade die Forderungen zum Mindestbetrag seien für die Branche wichtig. Die Stadtreinigung habe bei 3500 Beschäftigten weit über 2000 in den unteren Entgeltgruppen, sagte Hahn. "Diese Kolleginnen und Kollegen sind getrieben von Unsicherheit."

Ob es überhaupt zu einem Arbeitskampf kommt, ist noch völlig offen. Zunächst werde erst einmal regulär verhandelt, sagte Verdi-Vize Frieß. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 24. Januar angesetzt. Einen Tag vorher plane die Gewerkschaft Verdi eine Kundgebung, bei der Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (48, SPD) symbolisch 8000 Unterstützerunterschriften übergeben werden sollen, kündigte Frieß an.

Bundesweit habe die Gewerkschaft nach eigenen Angaben rund 250 000 Unterschriften gesammelt.

Titelfoto: Maja Hitij/dpa

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