Heftige Vorwürfe beim Hamburger Ballett: Jetzt wird Ensemble befragt
Von Christiane Bosch
Hamburg - In den vergangenen Wochen haben mehrere Tänzerinnen und Tänzer dem neuen Hamburger Ballett-Intendanten Demis Volpi mangelnde Qualität und fehlende Wertschätzung vorgeworfen.
Alles in Kürze
- Tänzerinnen und Tänzer des Hamburger Balletts werfen Intendanten Demis Volpi mangelnde Qualität vor
- Ensemble-Mitglieder werden anonym zu ihrer Arbeitssituation befragt
- Vorwürfe gegen Volpi spitzen sich zu, nachdem 30 Tänzerinnen und Tänzer ihn kritisiert haben
- Volpi soll ein Arbeitsumfeld mit Angst und Unsicherheit geschaffen haben
- Gefährdungsbeurteilung wird vorgezogen, um Vorwürfe aufzuklären und Veränderungen vorzunehmen

Um die Hintergründe für diese Krise beim Hamburg Ballett besser verstehen und aufklären zu können, werden nun alle Ensemble-Mitglieder anonym zu ihrer Arbeitssituation befragt, wie ein Sprecher der Kulturbehörde in Hamburg sagte.
"Es ist gut, dass Geschäftsführung und Betriebsrat der Oper in enger Abstimmung mit dem Ensemble eine eigentlich erst für das kommende Jahr geplante Gefährdungsbeurteilung bereits jetzt durchführen." Zuvor hatte "Der Spiegel" berichtet.
Der Behördensprecher ging davon aus, dass schon bald erste Aussagen vorliegen. "Bis kommende Woche können Rückmeldungen gegeben werden, die dann zunächst intern ausgewertet werden und hoffentlich eine gute Grundlage für das weitere Vorgehen geben werden."
Es gehe nun vor allem darum, Vorwürfe aufzuklären und notwendige Veränderungen möglichst gemeinsam vorzunehmen.
"Es braucht eine belastbare Vertrauensbasis. Alle sind jetzt gefordert, schnell gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden, um zu verhindern, dass alle weiter Schaden nehmen", sagte der Sprecher der Kulturbehörde weiter.
Vorwürfe gegen Hamburger Ballett-Intendanten Demis Volpi spitzen sich zu

In einem Brief an Kultursenator Carsten Brosda (SPD) hatten mehr als 30 Tänzerinnen und Tänzern Volpi heftig kritisiert. Fünf erste Solisten hatten zuvor ihre Verträge nicht verlängert. Auch 17 derzeitige und ehemalige Tänzerinnen und Tänzer vom Ballett am Rhein in Düsseldorf, wo Volpi zuvor tätig war, wandten sich in einem Brief an Brosda.
Volpi habe dort ein Arbeitsumfeld geschaffen, das von "inkonsequenter Kommunikation, mangelnder Transparenz und einer Atmosphäre der Angst und Unsicherheit geprägt war", hieß es.
Volpi selbst hatte in einem Statement Verständnis für die aufgetretenen Spannungen nach dem Wechsel geäußert. Er wolle die Vorwürfe sehr ernst nehmen und stehe mit den Ensemblesprechern in engem Austausch.
Nach 51 Jahren an der Spitze hatte Intendant John Neumeier (86) die Leitung des Hamburg Balletts im Sommer an den 39-jährigen Deutsch-Argentinier Demis Volpi übergeben. Seine Aufgabe sollte es sein, mit neuen Produktionen das Repertoire zu bereichern, aber auch John Neumeiers Erbe zu erhalten.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa