Tosender Applaus für 14 Schüler: Ida Ehre zurück auf der Bühne

Hamburg - Am Mittwoch feierte das neue Stück von Autorin und Regisseurin Nicole Heinrich in den Hamburger Kammerspielen Premiere. Über 400 Zuschauer feierten die 14 Schüler des Theaterkurses der Ida-Ehre-Schule. Auch TAG24 war bei der Uraufführung dabei.

Die Bühnenbilder bauten die Schüler zwischen den Szenen selbst um.
Die Bühnenbilder bauten die Schüler zwischen den Szenen selbst um.  © Rey Hernández

Die meisten werden die Nervosität, die positive Aufregung nachempfinden können, die man als Schüler verspürt, wenn der Vorhang noch zu ist, das gespannte Raunen zahlreicher Zuschauer hinter die Kulissen dringt.

Die wenigsten wiederum können sich an die Angst vor Verfolgung, Deportation, vor dem Tod erinnern, die so viele Menschen vor nunmehr über 80 Jahren verspüren mussten.

14 Schüler der Ida-Ehre-Schule in Hamburg-Eimsbüttel haben sich in den vergangenen Monaten in diese Situation hineinversetzt und entführten die Zuschauer in den Hamburger Kammerspielen in die düstere deutsche Vergangenheit.

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Zum 125. Geburtstag der österreichisch-deutschen Schauspielerin Ida Ehre (1900-1989) schrieb Regisseurin Nicole Heinrich ein Stück über die junge Ida, die Mutter und Schwester im KZ verlor, daran aber nicht zerbrach und als Theaterikone ein leuchtendes Beispiel für Stärke wurde.

Was am Mittwoch schließlich auf die Bühne gebracht wurde, berührte, sorgte für Heiterkeit, Szenenapplaus und nach rund einer Stunde für Ovationen, die gar nicht enden wollten.

Trotz holpriger Vorbereitung: Schüler entzücken Nicole Heinrich

Minna Husen (l.) überzeugte in der Rolle von Ida Ehres Ehemann Wolfgang auf ganzer Strecke.
Minna Husen (l.) überzeugte in der Rolle von Ida Ehres Ehemann Wolfgang auf ganzer Strecke.  © Rey Hernández

Dabei sei der Weg zur Premiere nicht immer ein einfacher gewesen, erzählte Schülerin Lena Krispin, die als eine von drei Darstellerinnen in die Rolle von Ida Ehre schlüpfte.

"Die Vorbereitung war teilweise etwas langatmig, wie das so in der Schule immer ist mit Theater", sagte die 19-Jährige, die auf die Erfahrung aus mehreren Schulaufführungen blicken kann.

Die Regisseurin stieß erst im Januar zum Theaterkurs, das Stück selbst musste in zwei Monaten eingeübt werden. In die Räumlichkeiten der Hamburger Kammerspiele konnte der Kurs erst zwei Tage vor der Premiere.

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Dementsprechend war auch die Gefühlslage, bevor es auf die Bühne ging. "Bei vielen war es das erste Theaterstück, was sie überhaupt gemacht haben. Die waren natürlich nervös", so die Schülerin.

"Angst ist nicht das Ende. Sie ist nur der Anfang von Stärke", sagte Ida Ehre beim Fluchtversuch Richtung Chile. Gleiches gilt offenbar auch für Nervosität. Denn davon war beim Stück dann nichts mehr zu spüren, was auch Heinrich entzückte.

Nicole Heinrich hofft auf weitere Vorstellungen

Nicole Heinrich will im Herbst eine weitere Vorstellung mit den Schülern auf die Bühne bringen.
Nicole Heinrich will im Herbst eine weitere Vorstellung mit den Schülern auf die Bühne bringen.  © Tag24/Madita Eggers

"Dass es so gut funktioniert, hätte ich nicht gedacht. Alle haben wirklich eine tolle Leistung gebracht. Natürlich, einige hatten größere Rollen, aber die kleinen Rollen sind ja auch sehr tragend und wichtig", schwärmte Heinrich. "Das sind ja alles Laien, aber sie waren absolut professionell."

Das Stück führte durch die Kindheit Ida Ehres bis hin zum Aufbau der Hamburger Kammerspiele, zeigte Szenen des Fluchtversuches nach Chile, den Kriegsbeginn, die Zeit im KZ, Angst und Hoffnung.

Letztere hegt Heinrich nach diesem Erfolg auch hinsichtlich einer weiteren Aufführung. "Ich hoffe, dass wir es noch mal mit den Schülern zeigen", so die Regisseurin.

Angepeilt sei der Herbst dieses Jahres. Anschließend sollen auch noch Profis Ida Ehre zurück auf die Bühne bringen.

Titelfoto: Rey Hernández

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