Hamburg - Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Geschenke, der Völlerei. Doch für einige ist es auch ein Fixpunkt, der dazu anregt, nach hinten und nach vorne zu blicken, verrät Christiane Schüddekopf vom Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke im Gespräch mit TAG24.
Mit welchem Geschenk kann ich meinen Kindern eine Freude machen? Was kann es zu essen geben, womit alle glücklich wären? Wo soll der Tannenbaum stehen? Das sind Fragen, die sich vielerorts vor Weihnachten gestellt werden.
Erlebt mein Kind auch das nächste Weihnachtsfest noch? Das ist eine Frage, die man sich im Kinderhospiz stellt. In der Sternenbrücke verbringen acht Kinder im Alter von neun Monaten bis hin zu jungen Erwachsenen im Alter von 22 Jahren gemeinsam mit ihren Familien die Festtage.
Sie alle eint das Schicksal, an einer unheilbaren, lebensverkürzenden Krankheit zu leiden. "Die Kinder haben Erkrankungen, die gehen über viele Jahre. Das bedeutet, dass in den Familien eigentlich alles schief hängt, was man sich in einer Familie eigentlich Balance wünscht", sagt Christiane Schüddekopf, Geschäftsleitung und Vorstand der Stiftung Kinderhospiz Sternenbrücke.
Im Hospiz können sich die Familien für vier Wochen im Jahr eine kleine Auszeit nehmen. "Ein Vater hat das mal die 'Oasen der Familie' genannt. Das ist eine Möglichkeit, einfach mal Kraft zu tanken", erläutert Schüddekopf.
Aktuell sei kein Kind im Hospiz, dass sich am Ende des Lebensweges befinde. Trotzdem könnte es das letzte Fest sein.
"Wir haben jetzt auch Kinder da, die schon sehr lange krank sind und bei denen ein Infekt oder eine Krise eintreten kann, sodass nicht klar ist, ob sie das nächste Weihnachtsfest 2026 erleben werden", erklärt die Geschäftsleiterin.
Vormittags Wildtiere füttern, nachmittags kommt der Weihnachtsmann
Deshalb ist die Devise für die Feier im Hospiz ganz klar. "So groß, wie es geht. Wir haben ein wunderschönes Kaminzimmer, in dem wir schon letzte Woche den Weihnachtsbaum aufgestellt und mit den Familien zusammen geschmückt haben. Das ist immer ein ganz schöner, stimmungsvoller Termin", sagt Schüddekopf.
Die Sternenbrücke befindet sich in einem alten Familiensitz. "Und da gibt es ein prächtiges, großes Wohnzimmer, wo wir alle gemeinsam Feste feiern", erzählt sie. Heiligabend würde genau so gefeiert, wie sich die Familien das wünschen.
"Wir bieten an, vormittags zu den Wildtieren zu gehen und sie zu füttern. Und dann ist nachmittags im Kaminzimmer alles, was zu Weihnachten dazugehört, inklusive Singen. Der Weihnachtsmann kommt natürlich auch und es gibt Geschenke. Und dann wird ein wunderschöner Tag und Abend verbracht", so Schüddekopf.
Für die Familien bestehe natürlich auch die Möglichkeit, über Weihnachten nach Hause zu fahren, doch die meisten bleiben lieber im Hospiz. Die Menschen seien so oder so in einer sehr schwierigen Lebenssituation.
An Weihnachten müsse dazu noch alles besonders schön, lecker und sauber sein. So werde das Fest vor allem eine zusätzliche Belastung.
Keine Familie hat die Gewissheit, dass sie im nächsten Jahr noch alle beieinander sind
"Und wenn es dann eine Möglichkeit gibt, dass andere Menschen es ihnen schön machen, sodass sie diese Feiertage wirklich genießen können, dann ist das für die Familie eine Riesenhilfe und viele nehmen das sehr gerne in Anspruch", erläutert sie.
Ihr Eindruck sei es, dass Weihnachten für die Menschen im Hospiz ein Fixpunkt sei, der dazu anrege, nach vorne und zurückzublicken.
"Und beides kann oft sehr schwierig sein für Familien, die zu uns kommen. Weil sie vielleicht sagen, Mensch, letztes Jahr Weihnachten konnte mein Kind noch dieses und jenes. Und wie sieht es wohl im nächsten Jahr aus? Keine Familie hat die Gewissheit, dass sie dann noch alle beieinander sind, weil, wie gesagt, die Erkrankungen sehr ungewisse Verläufe haben", sagt Schüddekopf.
Und daher wird das Fest eben so groß wie möglich gefeiert. Um das auch in Zukunft machen zu können, ist die Sternenbrücke auf Spenden angewiesen. Wer die Arbeit unterstützen möchte, kann auch Mitglied im Förderverein werden.