"Eyes on Hamburg": Wie sich die Stadt verändert und wo Menschen leben/lebten

Hamburg - Am Donnerstagabend wird in Hamburg die Fotoausstellung "Eyes on Hamburg" im "Museum der Arbeit" feierlich eröffnet. TAG24 hat sich für Euch vorher einmal umgeschaut.

Das Projekt "Steindamm Atlas" der diesjährigen Preisträgerin Alexandra Polina.
Das Projekt "Steindamm Atlas" der diesjährigen Preisträgerin Alexandra Polina.  © TAG24/Nora Petig

Zurzeit leiten provisorische Pfeile den Besucher zum Eingang des Museums für Arbeit. Baustelle. Kaum hat man die Tür erreicht, geht es im Aufzug auch schon in den dritten Stock und man steht mittendrin.

Gezeigt werden Fotos von insgesamt sechs Künstlern, die zwischen 2019 und 2023 jeweils den "Georg-Koppmann-Preis für Hamburger Stadtfotografie" gewonnen haben. Vergeben wird dieser für die künstlerisch-dokumentarische Auseinandersetzung mit dem Stadtbild Hamburgs und seinen Veränderungen.

Dieses Jahr wurden gleich zwei Fotografinnen mit dem begehrten Preis ausgezeichnet und durften sich über das damit verbundene Stipendium - um das geplante Projekt dann auch umsetzen zu können - freuen:

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Alexandra Polina mit ihrer Serie "Steindamm-Atlas" und Irina Ruppert mit "Diebsteich".

Irina Rupperts Projekt "Diebsteich".
Irina Rupperts Projekt "Diebsteich".  © TAG24/Nora Petig

Georg Koppmann dokumentierte den Abriss des Kehrwieder-Wandrahm-Viertels

Das nördliche Ufer der Wandrahminsel (links im Bild), fotografiert von Georg Koppmann (†1909).
Das nördliche Ufer der Wandrahminsel (links im Bild), fotografiert von Georg Koppmann (†1909).  © IMAGO / Artokoloro

Der Namensgeber des Preises selbst, Georg Koppmann (†1909), dokumentierte zu seiner Zeit die Hansestadt.

Im Auftrag dieser produzierte er Erinnerungsbilder der "bald verschwundenen Vergangenheit", erklärte Stefan Rahner, Kurator der Ausstellung. Beispielsweise vom Kehrwieder-Wandrahm-Viertel, das für den Bau der Speicherstadt weichen musste.

"Heutzutage dokumentiert die konzeptionelle Stadtfotografie auch die Stadtentwicklung und die Veränderung des Stadtbildes. Es geht aber noch viel stärker um die Stadtentwicklung und die Veränderung der Stadtgesellschaft (...)", so Rahner.

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"Welche sozial-kulturellen Milieus die Stadt prägen und umgekehrt von der Stadt auch geprägt werden. Welche Folgen bestimmte Stadtentwicklungsprozesse und Stadtplanungsentscheidungen für die Bewohner:innen in den Quartieren haben. (...) Und vor allem auch darum, welche Bilder und welche fotografischen Strategien diesen ganzen Themen gerecht werden."

Am Mittwoch wurden die Werke in Anwesenheit des ersten Preisträgers von 2019, Axel Beyer, wie auch Alexandra Polina und Irina Ruppert vorgestellt.

Axel Beyers "Temporäre Einsichten" sind zu einem Langzeitprojekt geworden

Axel Beyer steht vor einer seiner Fotografien. Zu sehen ist die alte Oberpostdirektion am Dammtorwall.
Axel Beyer steht vor einer seiner Fotografien. Zu sehen ist die alte Oberpostdirektion am Dammtorwall.  © TAG24/Nora Petig

Axel Beyer hielt mit seinem Werk "Temporäre Einsichten" den Umbau der Stadt fest. Bilder von Baustellen, vieles scheint gar im "Zwischenzustand" zu schweben, so Rahner.

"Man sieht das Alte, die gegenwärtige Situation und das Zukünftige auftauchen. Bei einigen Motiven ist tatsächlich nicht immer klar: Was wird da gerade renoviert und abgerissen oder was wird neu gebaut?"

Beispielhaft dafür ist sein Foto, das die Kolbenhöfe und das alte "Hermes"-Gebäude zeigt. Letzteres wurde abgerissen, die Höfe hingegen wurden teilweise saniert oder neu gebaut.

"Temporäre Einsichten" sei zu einem Langzeitprojekt geworden, erklärte Beyer. Er habe im Rahmen des Stipendiums die ausgestellten Bilder fotografiert, "und das dauert eigentlich bis heute an".

Alexandra Polinas Herkunft verschaffe ihr einen ganz anderen Zugang zu den Leuten

Alexandra Polina: "Auch als Frau muss man sich ganz anders behaupten und gleichzeitig strahle ich als Frau weniger Gewaltpotenzial und Gefahr aus. Das kann ich für mich ausnutzen."
Alexandra Polina: "Auch als Frau muss man sich ganz anders behaupten und gleichzeitig strahle ich als Frau weniger Gewaltpotenzial und Gefahr aus. Das kann ich für mich ausnutzen."  © TAG24/Nora Petig

Alexandra Polina ("Steindamm-Atlas") ist vor fünf Jahren nach Hamburg gezogen. Ihre erste ganz eigene Wohnung fand sie in der Straße Steindamm in St. Georg - ein absoluter Brennpunkt in Hamburg.

"Seitdem ich dort eingezogen bin, fand ich alles faszinierend, was sich vor meinen Augen abgespielt hat", verriet Polina am Mittwoch. Am meisten, dass so viele unterschiedliche Geschichten, Milieus und Backgrounds zusammen und meistens friedlich existieren.

Es sei jedes Mal eine Überwindung, sich auf der Straße aufzuhalten und zu fotografieren. Auch wegen der Technik, die sie dabeihabe.

Angst hat sie aber offenbar nicht. "Als Frau muss man sich ganz anders behaupten. Gleichzeitig strahle ich als Frau weniger Gewaltpotenzial und Gefahr aus. Das kann ich auch für mich ausnutzen."

Ihre Herkunft aus Usbekistan verschaffe ihr einen ganz anderen Zugang zu den Leuten. "Weil ich die Ästhetiken und auch die Umgangsformen ganz anders verstehe", sagte die.

Sie selbst sei als Minderheit im muslimisch geprägten Usbekistan aufgewachsen. "Und ich glaube, das spielt alles mit eine Rolle beim Machen des Projekts. Wie ich Menschen begegne, was sie mir zurückgeben können und wie wir zusammenarbeiten können."

Wichtig sei ihr, besonders im Kontext von Stadtentwicklung, "dass migrantische Perspektiven auch berücksichtigt werden".

Vom 9. Juni bis zum 3. Oktober 2023 könnt Ihr die Ausstellung im "Museum der Arbeit" besuchen.

Titelfoto: TAG24/Nora Petig

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