Bei G20-Krawalle völlig zerstört: So sieht die Sparkasse jetzt aus

Hamburg - Die 2017 während der G20-Krawalle in der Schanze zerstörte Haspa-Filiale im Hamburger Schanzenviertel wird wiedereröffnet.

Nach den G20-Krawallen war die Haspa-Filiale verwüstet und teilweise ausgebrannt.
Nach den G20-Krawallen war die Haspa-Filiale verwüstet und teilweise ausgebrannt.  © dpa/Christian Charisius

"Es war nie eine Frage, ob wir in die Schanze zurückkehren", sagt Detlef Rüter, Regionalleiter der Hamburger Sparkasse für St. Pauli-Neustadt.

"Über Jahrzehnte sind wir mit der Schanze durch dick und dünn gegangen." Am Donnerstag, fast auf den Tag genau 60 Jahre nachdem die Haspa ihre Filiale am Schulterblatt 65 eröffnete und knapp zweieinhalb Jahre nach ihrer Zerstörung während der G20-Krawalle, ist es soweit: Mit einigen Monaten Verspätung öffnet die Sparkasse wieder am alten Standort.

Im Juli 2017, als sich die Staatschefs der 20 wichtigsten Industrienationen in der Elbphilharmonie trafen und die Schanze über Stunden einem wütenden und plündernden Mob überlassen blieb, war auch die Haspa nahezu zerstört und im Erdgeschoss Feuer gelegt worden.

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"Tatsächlich werde ich diese Nacht nie vergessen. Ich war vor Ort, wurde aber nicht reingelassen", sagt Rüter. Das Gebäude - nur ein paar Meter von der linksautonomen Roten Flora entfernt - war nicht mehr zu retten. Wenige Monate später wurde es abgerissen.

Jahrelang klaffte die Baulücke wie eine Wunde aus der Krawallnacht an der Ecke Schulterblatt/Juliusstraße. Erst im Mai dieses Jahres war Richtfest für den Neuanfang.

Der fünfstöckige Neubau ist schöner und größer geworden als das alte, eingeschossige Gebäude. Das Erdgeschoss und die zwei darüberliegenden Etagen werden von der Haspa genutzt.

Raum für Konzerte und Lesungen

Die Haspa-Filiale am Schulterblatt im Schanzenviertel füllt eine G20-Wunde.
Die Haspa-Filiale am Schulterblatt im Schanzenviertel füllt eine G20-Wunde.  © dpa/Axel Heimken

Neben einer Kaffee- gibt es dort auch eine Nachbarschaftsecke und Lounges. "Es soll eher wie ein Wohnzimmer wirken", sagt Filialleiter Nico Heitmann. "Unsere Filiale wird ein neuer Treffpunkt für die Menschen im Viertel."

Wlan ist frei und Gewerbetreibende aus der Nachbarschaft sollen Gelegenheit bekommen, sich und ihre Produkte vorzustellen. Auch Konzerte und Lesungen sind geplant.

Um möglichen künftigen "bankenfeindlichen" Attacken vorzubeugen, seien die Fenster im Erdgeschoss mit Panzer-Rollläden ausgestattet worden, ebenso die vier Geldautomaten an der Außenfassade.

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Diese würden allerdings nur bei Bedarf herabgelassen, sagt Heitmann. "Wir wollen ja nicht wie ein Fort aussehen, verrammelt und verschlossen."

In der dritten Etage gibt es weitere Büroflächen, im vierten und fünften Stock vier sozial geförderte Wohnungen. "Zwei alleinerziehende Frauen und zwei Rentner werden nach bisherigen Planungen hier einziehen", sagt Torsten Gerke, Geschäftsführer der NM Nord-Immo, Haspa-Tochter und Eigentümerin des Neubaus.

8,60 Euro pro Quadratmeter müssen sie für die Wohnungen mit bodentiefen Fenstern, Loggia und Fußbodenheizung zahlen. Ein Schnäppchen für die Lage im Herzen des Szeneviertels.

"In nur einer Nacht hatten wir 1800 Bewerbungen." Einen mittleren einstelligen Millionenbetrag habe der Neubau gekostet, sagt Gerke.

Nachbar erinnert sich an dramatische Nacht

Am Empfangstresen der neuen Filiale sitzt Michaela Krohn.
Am Empfangstresen der neuen Filiale sitzt Michaela Krohn.  © dpa/Axel Heimken

Eigentlich sollte auch das Jesus Center mit einziehen, das sich seit 30 Jahren in den beiden an das Eckhaus grenzenden Gebäuden um Bedürftige kümmert. Daraus sei nichts geworden, sagt Vereinsvorstand Holger Mütze.

"Letztendlich ist ein Förderweg für die Wohnungen gewählt worden, den wir nicht nutzen konnten." Und auch die Anmietung von Büroflächen sei am Preis gescheitert, "der so für uns als sozial-diakonischer Verein, der auch von Spenden lebt, nicht bezahlbar ist".

Auch Mütze erinnert sich lebhaft an die Nacht im Juli 2017, als die Haspa brannte. "Wir haben dann hier eigenständig, weil keine Feuerwehr und keine Polizei im Viertel war, die Häuser evakuiert. Das war wirklich eine dramatische Situation."

Auch wenn er enttäuscht sei, dass die Anmietung von Büros oder Wohnungen nicht geklappt habe, sei er froh, dass der Neubau nun fertig ist. "Es war sehr laut. Hier haben die Wände gewackelt. Wir haben die Mitarbeiter mit Kopfhörern ausgestattet, damit überhaupt noch ein Arbeiten möglich war."

Zwar liefen auch am Dienstag noch die letzten Arbeiten am Schulterblatt 65. Dennoch zeigt sich Rüter überzeugt, dass der Eröffnungstermin eingehalten werden kann. "Um 9.30 Uhr öffnen wir die Türen, ab 10 Uhr wird gefeiert."

Titelfoto: Fotomontage: dpa/Christian Charisius, dpa/Axel Hei

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