Nach Bianca "Bibi" Claßen und Greenpeace: Erneut Proteste gegen Edeka
Hamburg - Am Mittwoch hat die Albert Schweitzer Stiftung vor der Edeka-Zentrale in Hamburg wegen "klarer Hinweise auf systematische Tierquälerei" protestiert. Edeka weist die Vorwürfe zurück.
Alles in Kürze
- Tierschützer protestieren vor Edeka-Zentrale in Hamburg
- Vorwürfe der systematischen Tierquälerei bei Hühnerbrustfilets
- Edeka weist Vorwürfe zurück und verweist auf internationale Fachliteratur
- Stiftung fordert Edeka auf, sich zu Masthuhn-Initiative zu verpflichten
- Gespräche zwischen Stiftung und Unternehmen sind möglich

"Supermarkt, super Leid, kranke Hühner weit und breit", schallte es aus knapp zwei Dutzend Kehlen vor der Edeka-Zentrale am Hamburger New-York-Ring. Um 11.30 Uhr hatten sich die Tierschützer vor der Zufahrt versammelt, ausgestattet mit übergroßen Hühnerbrustfilet-Verpackungen und Masthuhn-Attrappen.
Das Unternehmen sah sich zuletzt vermehrt Protestaktionen ausgesetzt. Mitte Mai veröffentlichte Influencerin Bianca "Bibi" Claßen (32) ein emotionales Statement bei Instagram, wenige Tage später beklebten Tierschützer von Greenpeace die Fenster des Supermarkts am Großen Burstah in Hamburg mit großformatigen Fotos von Schweinen aus Edeka-Zulieferbetrieben.Hintergrund der aktuellen Aktion ist eine von der Albert Schweitzer Stiftung durchgeführte Untersuchung von Hühnerbrustfilets der Edeka-Eigenmarke "Gut & Günstig". "Dabei konnte nachgewiesen werden, dass 95 Prozent der untersuchten Proben von kranken Tieren stammen", so Irina Fronescu (38), Kampagnen-Leiterin der Stiftung.
Bei der Krankheit handle es sich um Muskelverfettung. "Die Krankheit ist ein klarer Hinweis auf systematische Tierquälerei und mit bloßem Auge erkennbar", heißt es in der Pressemitteilung der Stiftung. Zudem habe sie auch Folgen für die Verbraucher.
"Laut wissenschaftlichen Studien hat das Fleisch, das von Muskelverfettung betroffen ist, 224 Prozent mehr Fett und neun Prozent weniger Protein", so Fronescu.
Edeka weist die Vorwürfe zurück

Edeka verweist auf TAG24-Nachfrage auf internationale Fachliteratur, die zeige, "dass 'White Striping' nicht kausal auf die Haltungsbedingungen zurückgeführt werden kann. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, bei dem unterschiedliche Faktoren wie die genetische Linie, die Fütterung oder die Bewegungsaktivität zum Tragen kommen."
Zudem sei der Report der Stiftung ohne ersichtlichen Grund einseitig gegen Edeka gerichtet.
"Wie in der Veröffentlichung deutlich wird, geht es der Stiftung um eine grundsätzliche Kritik an der Initiative Tierwohl bzw. der Haltungsform 2. Geflügelfleisch aus dieser Haltungsform ist auch bei allen anderen Händlern in Deutschland weit verbreitet", so ein Unternehmenssprecher.
Den Grund dafür, dass Edeka in dem Report vermeintlich nur stellvertretend angeprangert werde, meint das Unternehmen auch schon ausgemacht zu haben.
Fronten zwischen Stiftung und Unternehmen noch nicht verhärtet

"Vermutlich, weil wir uns bisher aus fachlichen Erwägungen und aufgrund besserer Alternativen nicht der Europäischen Masthuhn-Initiative angeschlossen haben, die von der Stiftung propagiert wird", meint der Sprecher.
Die Albert Schweitzer Stiftung fordert das Unternehmen auf, sich zu den Kriterien der Masthuhn-Initiative zu verpflichten und bis 2030 Produkte aus Haltungsform 1 und 2 auszuschließen.
Die Fronten zwischen der Stiftung und dem Unternehmen sind trotz der Kampagne nicht verhärtet. Beide Seiten sind bereit für Gespräche. Man bevorzuge seitens Edeka aber den "sachlichen Austausch von Argumenten statt einer einseitigen und polemischen Kampagne".
Die Stiftung sah den bisherigen Austausch mit Edeka, bei dem man keine gemeinsamen Fortschritte habe vereinbaren können, als Anlass für die Protestaktion. Durch den öffentlichen Druck hoffe man, dass Edeka sich bewegen werde, so Fronescu.
Titelfoto: TAG24/Tobias Bruns