Trotz Mietpreisbremse: "Der Hamburger Wohnungsmarkt ist so ehrenlos"

Hamburg - Dass der Hamburger Wohnungsmarkt schwierig ist, ist nichts Neues. Die Freie Journalistin und Autorin Lara Schulschenk zeigt dennoch auf, wie schlimm es um bezahlbaren Wohnraum in der Hansestadt wirklich steht.

Lara Schulschenk zeigt auf, welche überdurchschnittlichen Preise pro Quadratmeter in Hamburg angeboten werden.
Lara Schulschenk zeigt auf, welche überdurchschnittlichen Preise pro Quadratmeter in Hamburg angeboten werden.  © Screenshot Instagram/larafurora

Seit Anfang Mai dieses Jahres hat es sich die Hamburgerin zur Aufgabe gemacht, auf ihrem Instagram-Account Wohnungsanzeigen in und um die Hansestadt unter die Lupe zu nehmen und zu prüfen: Was bekommt man eigentlich? Und zu welchem Preis?

Dabei zeigt sie Inserate der gängigen Plattformen wie ImmobilienScout24, Kleinanzeigen und WG-Gesucht in ihren Videos und nimmt die Fakten, die den meist utopischen Mietpreis rechtfertigen sollen, auseinander. Darunter Ein- bis Mehrzimmerwohnungen, sowie Zimmerangebote in Wohngemeinschaften.

"Der Hamburger Wohnungsmarkt ist so ehrenlos" oder "Vermieter:innen können sich ein bisschen zu viel rausnehmen, wenn ich mir das so angucke", sind dabei nur Beispielkommentare ihrerseits, um die Dreistigkeit mancher Immobilienbesitzer zu betonen.

Kein Platz mehr für Puffs und Wettbüros! Altona zieht klare Grenzen
Hamburg Politik Kein Platz mehr für Puffs und Wettbüros! Altona zieht klare Grenzen

Egal ob überteuerte und unangemessene Quadratmeterpreise von 26,93 Euro oder mehr, kuriose Wohnungsanzeigen, die keinen sicheren Mietvertrag versprechen, Wohnungsanzeigen ohne Bilder oder WG-Zimmer für über 1000 Euro pro Monat - die Journalistin pickt sich nur einzelne Exemplare heraus, bildet damit aber einen Querschnitt des Hamburger Wohnungsmarktes ab.

Zwar erließ der Hamburger Senat am 1. Juli 2015 erstmals eine sogenannte Mietpreisbremse, die zum Schutz von Mietern die Miethöhe bei Neuabschluss von Mietverträgen grundsätzlich auf die Höhe der ortsüblichen Vergleichsmiete plus zehn Prozent begrenzt.

Aber: Durch gewisse Tipps und Tricks, wie beispielsweise eine Übergabe im möblierten Zustand, kann diese Schutzbarriere umgangen und der Mietpreis pro Quadratmeter immens in die Höhe getrieben werden.

Vierzimmerwohnung für 26,93 Euro pro Quadratmeter:

Umgerechnet kostet das hier präsentierte WG-Zimmer in Hamburg 40 Euro pro Quadratmeter.
Umgerechnet kostet das hier präsentierte WG-Zimmer in Hamburg 40 Euro pro Quadratmeter.  © Screenshot Instagram/larafurora

Im Januar 2025 wurde die Mietpreisbremse nach einem von den Sozialdemokraten eingereichten Antrag bis 2029 verlängert. Das teilte die SPD-Fraktion Ende Mai mit.

Dennoch gebe es weiter Bedarf zur Verbesserung der Mietsituation, bestätigte Dirk Kienscherf (60) Vorsitzender der SPD-Fraktion Hamburg.

Der Politiker drängt auf Lösungen, die den preislichen Spielraum in Zukunft weiter eindämmen sollen.

Peter Tschentscher als Hamburgs Bürgermeister wiedergewählt
Hamburg Politik Peter Tschentscher als Hamburgs Bürgermeister wiedergewählt

"[...] Schlupflöcher in der Mietpreisbremse, wie beim möblierten Wohnen oder Kurzzeitvermietungen, müssen im Sinne der Mieter:innen geschlossen, Indexmieten reformiert und Eigenbedarfskündigungen strenger reguliert werden. Dem Mietwucher muss ein Riegel vorgeschoben [...] werden."

Schulschenk will nicht nur auf Instagram mehr Präsenz auf das Grundsatzproblem "überteuerte Mietpreise" legen. In ihrem Buch "No sweet Home", das im September 2025 erscheinen wird, will sie detailliert aufzeigen, dass "die Wohnkrise kein Zufall ist, sondern das Ergebnis gezielter Marktmanipulation durch Besitzende, politischer Untätigkeit und eines Systems, das Profit über Menschen stellt."

Lara Schulschenk hat ein Buch über den "Mietwahnsinn" geschrieben:

Denn: 58 Prozent aller Deutschen leben zur Miete und im Durchschnitt wenden Haushalte 30 Prozent des Haushaltseinkommens für Miete auf, arme Haushalte sogar 50 Prozent.

Diese Zahlen zeigen nur noch mehr auf, dass der (un)bezahlbare Wohnungsmarkt in deutschen Großstädten schon lange kein Nischenproblem mehr zu ist.

TAG24 hat Schulschenk für ein Interview angefragt, bislang aber keine Rückmeldung diesbezüglich erhalten.

Titelfoto: Screenshot Instagram/larafurora

Mehr zum Thema Hamburg Politik: