Chaos, Kiez und Bier für 29 Cent: Willkommen im wildesten Penny Deutschlands!
Hamburg - Die neue SPIEGEL TV Reportage "Penny Reeperbahn - Menschen mit Geschichte(n)", die am Montag erstmals ausgestrahlt wurde, taucht ein in diesen einmaligen Mikrokosmos, in dem sich Menschliches, Skurriles und manchmal auch Tragisches verdichten wie kaum sonst irgendwo in Deutschland.

Wer am Wochenende frühmorgens durch die Reeperbahn stolpert, trifft auf glitzernde Partygänger, torkelnde Biertrinker - und mittendrin ein Penny-Markt, der längst zum sozialen Brennpunkt, Kultort und Spiegelbild des Kiez-Lebens geworden ist.
Ramona Koch (43) leitet die Filiale auf St. Pauli, mitten im Herzen der Reeperbahn - und erzählt von ihrem Alltag zwischen Feiertrubel, pöbelnden Gästen und durchzechten Nächten.
Rund 3000 Menschen strömen täglich durch die Tür - von Touristen über Prostituierte und Transfrauen bis hin zu Kiezgrößen und Gelegenheitsdieben, wie in der Reportage beschrieben.
"Ich kann gar nicht mehr ohne", sagt Ramona über ihren Laden - auch wenn sie beim Interview fast gegen den Lärm der kreischenden Feiernden anbrüllen muss. Ihr trockenes Fazit: "Ich bin zu nüchtern und die anderen eben zu voll."
Alkohol für 29 Cent und Tanzen um 7 Uhr früh

In kaum einem anderen Discounter bekommt man das echte Leben so ungefiltert serviert. Besonders am Wochenende scheint sich die ganze Bandbreite des Kiezes zu zeigen: Schon morgens um sieben sollen feierwütige Kunden durch die Gänge tanzen und sich "Wegbier" für den Heimweg holen. Die Bierdose gibt es ab 29 Cent - ein Preis, der laut Angaben genauso gefeiert wird wie das Lebensgefühl, das dieser Penny vermittelt.
Die Kundschaft? Bunt, laut, spontan! Die einen singen, die anderen streiten oder lieben sich. Aber zwischen all dem Trubel, sagen die Mitarbeitenden, gibt’s auch die leisen, dankbaren Stammkunden - die hier leben, nicht bloß feiern. Das Team ist längst abgehärtet, bleibt aber herzlich. Einer von ihnen, Markus, sagt sich: "Wenn ein Bier hilft, dann gibt's eben eins aufs Haus."
Doch was diesen Penny so besonders macht, ist nicht nur die Kundschaft - sondern auch sein Look. Anders als andere Filialen ist der Laden voller Neonlichter und bunter Schilder. Über der Brötchentheke hängen pinke Donut-Lampen, die an weibliche Brüste erinnern. Auf anderen Leuchtreklamen steht zum Beispiel: "Komm knabbern."
Dieser Discounter hat Popkultur-Flair, das irgendwo zwischen Nachtclub und Nachbarschaftstreff liegt.
Kiez-Karussell vor der Tür: Zwischen Pöbelei und echter Nähe

Die einen sind Stammgäste, andere haben längst Hausverbot - wie der barfüßige "Jesus-Verschnitt", der in esoterischen Phrasen spricht. Auch pöbelnde Gäste oder Menschen, die den Eingangsbereich vermüllen, sorgen laut den Penny-Mitarbeitenden immer wieder für Frust.
Dennoch ist der liebevolle Umgangston fester Bestandteil dieser Filiale. "Man kennt sich, man hilft sich gegenseitig", sagt Tom, der Mann im Schottenrock. Er sitzt täglich vor dem Laden und wird gelegentlich zur "inoffiziellen Security" und warnt das Team vor Ärger.
Dieser Ort dient nicht nur als Kulisse für schräge Szenen. Er ist auch ein Zufluchtsort. "Verlorene Seelen finden hier Halt", heißt es. Und das klingt nicht nach PR, sondern nach echter Kiez-Wahrheit und ein Stück gelebter Wahnsinn. Und genau deshalb lieben ihn so viele!
Die Reportage macht deutlich: Für die Mitarbeitenden ist der Penny auf der Reeperbahn mehr als nur ein Arbeitsplatz. Sie halten den Laden am Laufen - mit Ruhe, Humor und einem guten Gespür für die Herausforderungen, die der Kiez jeden Tag mit sich bringt.
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Titelfoto: Christian Charisius/dpa