Hamburg - Das Pilotprojekt "WTF - What The Fear" macht die Schattenseiten des Nachtlebens auf St. Pauli sichtbar. Gewalt, Diskriminierung und sexualisierte Grenzverletzungen sind für viele traurige Realität - besonders queere Menschen und andere marginalisierte Gruppen sind häufig betroffen. Viele Übergriffe bleiben dabei ungemeldet.
Vom 19. Juni bis zum 3. August wird der Spielbudenplatz an der Ecke Taubenstraße in Hamburg zur Aktionsfläche gegen Gewalt.
Dort steht ein gläserner Container, der von Donnerstag bis Sonntag, jeweils zwischen 17 und 23 Uhr, geöffnet ist und als Anlaufstelle dient.
Das Ganze wurde vom Clubkombinat Hamburg e. V. ins Leben gerufen, einem der größten deutschen Interessenverbände der Livemusik-Szene.
Wie aus einer Pressemitteilung des Clubkombinats hervorgeht, richtet sich der Blick auf alle Formen von Gewalt und Diskriminierung im öffentlichen Raum - darunter sexualisierte Übergriffe, queerfeindliche und rassistische Beleidigungen, psychische und physische Gewalt, polizeiliche Willkür sowie unterlassene Hilfeleistung.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Erfahrungen, die häufig nicht zur Anzeige gebracht werden - sei es aus Angst, Scham oder fehlender Information.
Warum ist das Projekt gerade jetzt so wichtig?
Laut Angaben der Kriminalstatistik nehmen Straftaten im Nachtleben zu, wobei die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liegt. Gerade beim Feiern verschwimmen oft Grenzen, und Übergriffe werden verharmlost. Damit kulturelle Teilhabe für alle möglich ist, sind sichere Räume entscheidend.
Zugleich werden Stimmen laut, die fordern, dass die Verantwortung für Sicherheit nicht nur bei Clubs und Veranstaltern, sondern auch im öffentlichen Raum liegt - etwa auf dem Weg dorthin.
Das "WTF"-Projekt umfasst daher folgende Maßnahmen:
- einen digitalen Meldepunkt, an dem anonym von Diskriminierung, Übergriffen und Gewalt berichtet werden kann
- eine 90 Meter lange Bauzaun-Fassade mit Bildern, Geschichten und Anregungen zum Nachdenken
- ein vielfältiges Programm mit Gesprächen, Kunstaktionen und Workshops
Wie aus der Projektbeschreibung hervorgeht, werden die gesammelten Erfahrungen, Befragungen und Gespräche genau ausgewertet. Dabei soll herausgefunden werden, wie man Übergriffe in Zukunft besser verhindern kann.
Zudem gibt es Möglichkeiten für Besucher, Anwohner, Clubgäste und Beteiligte, sich einzubringen und mitzudiskutieren.