Von Michael Bauer
Erlensee - Die Geschichte beginnt mit einem Satz, der mitten ins Herz trifft: "Ich weiß nicht, wie lange ich noch lebe, aber ich hätte da einen Wunsch …" So erinnert sich Daniel Schneider (51) an den Moment, in dem die Idee für das heute weit über Erlensee im hessischen Main-Kinzig-Kreis hinaus bekannte Weihnachtshaus geboren wurde.
Seine Mutter Renate (78), damals wie heute unternehmungslustig, hatte eine Vision: "Mir hat das gefallen, wie in Amerika Häuser und Büsche mit ein paar Lichtchen geschmückt werden."
Was 13 Jahre später daraus geworden ist, hätte sie sich damals kaum vorstellen können und hat "mit ein paar Lichtchen" nicht mehr viel zu tun. Denn wenn Daniel Schneider (51) seiner Mutter eine Freude macht, dann richtig.
2012 rief er ein paar Freunde zusammen, besorgte Unmengen energiesparender LED-Lichterketten und organisierte sogar eine Art Hebebühne. Bei den Schneiders in der Bachstraße, so viel steht fest, werden keine halben Sachen gemacht.
Renate Schneider beobachtete das Treiben damals verblüfft vom Schlafzimmerfenster aus. "Ich habe mich gewundert, was da für ein Brummer in unserer kleinen Straße vorgefahren ist", erzählt sie heute lachend. Eine Woche lang wurde geschraubt, gehängt, gefädelt und verdrahtet.
160 Euro Stromkosten pro Saison
Heute schafft das Team die Aktion dank jahrelanger Routine an einem einzigen Tag. Nur 2017 blieb das Haus einmal dunkel – eine krankheitsbedingte Ausnahme.
Beim Lichtkonzept herrscht Familienkonsens: warme Weiß- und Gelbtöne, keine bunten, keine blinkenden Effekte. Gegen 21 Uhr geht alles aus.
"Rund 160 Euro Stromkosten fallen pro Saison für den Betrieb der 32.000 LEDs am Haus an. Die gesamte Anschaffung kostete etwa 16.000 Euro", berichtet Daniel Schneider. Ein stolzer Betrag – aber einer, der sich sichtbar lohnt.
Schmunzeln über "letzten Wunsch"
Denn wenn Renate Schneider im Hof steht und auf das strahlende Haus blickt, ist die Freude jedes Jahr dieselbe. "Das war mein schönstes Weihnachtsgeschenk", sagt sie.
Ihrem damaligen "letzten Wunsch" begegnet die Familie heute mit einem herzlichen Lachen. So ernst sei diese Formulierung damals auch nicht gemeint gewesen, erklärt Daniel Schneider.
Mittlerweile ist das Weihnachtshaus ein kleines Ausflugsziel. Besucherinnen und Besucher aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und sogar aus Fulda rollen jeden Abend an, staunen und fahren weiter.
Am 6. Januar leuchten die Lichter zum letzten Mal
Traditionell am 6. Januar leuchten die Lichter zum letzten Mal. Dann wandern 20 Säcke voller Leuchtdekoration zurück in die ehemalige Waschküche. Auch der Abbau geht inzwischen in Rekordzeit.
"Sie wissen genau, wie sie aufräumen, damit sie es im nächsten Jahr wieder auspacken können", lobt Ralf Schneider (77) die Arbeit seines Sohnes und dessen Helferteams. Und dann beginnt der stille Countdown bis zum nächsten ersten Advent – wenn aus einem alten Wunsch wieder ein neues Strahlen wird.