Eskalation am Kölner Hbf: Polizist verprügelt Dieb und muss zahlen
Köln - Am Kölner Hauptbahnhof ging ein Bundespolizist im vergangenen Jahr auf einen mutmaßlichen Fahrraddieb los. Am Donnerstag (7. August) stand er dafür vor Gericht.
Alles in Kürze
- Polizist verprügelt Fahrraddieb am Kölner Hbf
- Vorfall wurde von Überwachungskamera aufgezeichnet
- Polizist nahm den Dieb in den Schwitzkasten und schlug ihn ins Gesicht
- Polizist muss 3000 Euro an Opferhilfeverein zahlen
- Personalakte des Polizisten bleibt trotz Vorfall sauber

Wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, hatte eine Überwachungskamera im Mai 2024 den gesamten Ablauf am Breslauer Platz festgehalten.
Auf den Bildern ist zu sehen, wie ein Mann an einem Fahrrad hantiert und einen Reifen klaut. Mit seiner Beute spaziert er Richtung Bahnhof, direkt in die Arme einer Polizeistreife.
Während die Einsatzkräfte seine Personalien aufnehmen, kommt der später angeklagte Beamte dazu und durchsucht den Verdächtigen.
Dann eskaliert die Situation: Laut Anklage berührte der mutmaßliche Dieb den Polizisten leicht am Arm - woraufhin dieser den Mann in den Schwitzkasten nahm, zu Boden drückte und viermal ins Gesicht schlug. Alles wurde von der Kamera aufgezeichnet.
Trotz Gerichtsprozess: Akte des Beamten bleibt sauber

Im Gerichtssaal gab sich der 40-Jährige kleinlaut. Seit zwei Jahrzehnten sei er bei der Bundespolizei im Einsatz, den Kölner Hauptbahnhof kenne er als "schwieriges Pflaster".
Eigentlich sei er auf Deeskalation bedacht, doch an diesem Tag habe ihn privater Stress völlig aus der Bahn geworfen. Noch direkt nach dem Vorfall habe er sich professionelle Hilfe gesucht und ein Anti-Aggressions-Training begonnen.
Der mutmaßliche Fahrraddieb, der Prellungen im Gesicht davontrug, tauchte zum Prozess gar nicht erst auf. Für den Polizisten hatte die Aktion trotzdem bittere Konsequenzen: Eine geplante Beförderung platzte, außerdem wurde er versetzt. Statt am Hbf steht er nun an der Villa Hammerschmidt in Bonn Wache, wo er kaum Kontakt zu Menschen hat.
Am Ende einigten sich alle Beteiligten: Wenn der Beamte 3000 Euro an den Opferhilfeverein "Weißer Ring" zahlt, wird das Verfahren eingestellt.
Seine Personalakte bleibt damit ohne Makel.
Titelfoto: Oliver Berg/dpa