Drogen-Absturz nach Missbrauch durch Priester: "Bilder im Kopf loswerden" – Opfer will über 300.000 Euro

Traunstein - Im Prozess um Schmerzensgeld für einen Betroffenen von sexuellem Missbrauch hat vor dem Landgericht Traunstein erstmals der Kläger ausgesagt.

Andreas Perr (r.), Kläger im Zivilprozess um einen Missbrauchsfall, möchte mit seinem Anwalt Andreas Schulz mindestens 300.000 Euro Schmerzensgeld – und Schadensersatz.
Andreas Perr (r.), Kläger im Zivilprozess um einen Missbrauchsfall, möchte mit seinem Anwalt Andreas Schulz mindestens 300.000 Euro Schmerzensgeld – und Schadensersatz.  © Britta Schultejans/dpa

Der frühere Ministrant Andreas Perr, der angibt, vom Wiederholungstäter Priester H. in Garching an der Alz missbraucht worden zu sein, schilderte am Mittwoch, wie dieser ihn nach dem Übergriff "als den bösen Jungen dargestellt" habe.

Als auf dem Garchinger Friedhof einmal - vielleicht nach einem Sturm - Grabsteine umgestürzt seien, habe der Priester ihn dafür verantwortlich gemacht - "obwohl ich das gar nicht war", sagte Perr.

Perr ist eines von zahlreichen Opfern des Priesters, dessen Fall der wohl bekannteste aus dem vor zwei Jahren vorgestellten Gutachten zu sexueller Gewalt im katholischen Erzbistum München und Freising ist.

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Perr ist der erste, der deswegen vor Gericht auf Schmerzensgeld klagt. Mindestens 300.000 Euro verlangt er vom Erzbistum - und auch Schadensersatz.

Perr und seine Anwälte machen den Übergriff des Priesters dafür verantwortlich, dass sein Leben aus der Bahn geriet, dass er schwer drogenabhängig, immer wieder rückfällig und auch straffällig wurde.

Missbrauchsopfer: "Ich hab immer ein Gefühl von Ekel gehabt."

Schon früh habe er mit Alkohol angefangen, schilderten auch Mediziner, die ihn in den vergangenen Jahren begutachteten und behandelten.

Es fing mit Alkohol und Zigaretten an, irgendwann habe er dann auch Heroin und Kokain konsumiert. Als er das erste Mal in Haft saß, habe er versucht, sich das Leben zu nehmen - "weil mein Leben so beschissen war", sagte Perr vor Gericht.

Die "Drogenproblematik" besteht seinen Angaben nach bis heute. "Ich wollte die Bilder in meinem Kopf loswerden, die sonst da waren", sagte er. "Ich hab immer ein Gefühl von Ekel gehabt."

Titelfoto: Britta Schultejans/dpa

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