Mordprozess ohne Leiche: Verteidiger fordern Freispruch

Von Sebastian Schlenker

Bamberg - Was ist mit einer 33 Jahre alten Prostituierten passiert, die seit August 2024 verschwunden ist? Ein 74-Jähriger aus Oberfranken steht seit Juli wegen Mordes vor Gericht. Doch auch zum Ende des Prozesses am Landgericht Bamberg herrscht weiter Unklarheit über das Verbleiben der jungen Frau.

Der Angeklagte (M.) steht zwischen seinen Anwälten Christian Barthelmes (l.) und Thomas Drehsen (r.).
Der Angeklagte (M.) steht zwischen seinen Anwälten Christian Barthelmes (l.) und Thomas Drehsen (r.).  © Daniel Vogl/dpa

Die Staatsanwaltschaft ist vom zunächst angeklagten Vorwurf des Mordes mittlerweile abgerückt und hat sich in ihrem Plädoyer für eine Verurteilung wegen Totschlags ausgesprochen.

Sie fordert eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren und drei Monaten. Ein Anwalt der Eltern als Nebenkläger hält dagegen am Vorwurf des Mordes aus niedrigen Beweggründen fest und fordert zudem Schmerzensgeld vom Angeklagten, weil die Familie aufgrund der fehlenden Leiche mit dem Fall nicht abschließen könne.

Ganz anders sehen das die beiden Verteidiger. Sie fordern einen Freispruch, weil die Tat ihrem Mandanten nicht nachzuweisen sei. Die Indizienkette der Staatsanwaltschaft sei bei der Beweisaufnahme in sich zusammengefallen.

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Stattdessen sind die Verteidiger des Mannes überzeugt, dass die junge Frau aus der Prostitution aussteigen wollte und vermutlich abgetaucht ist.

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Der 74-Jährige soll mit der Frau ein neues Leben geplant haben. Was ist dann passiert?
Der 74-Jährige soll mit der Frau ein neues Leben geplant haben. Was ist dann passiert?  © Daniel Vogl/dpa

Die 33-Jährige war am 2. August 2024 von Verwandten als vermisst gemeldet worden. Zuletzt wurde sie bei dem Deutschen in Eggolsheim bei Forchheim gesehen. Die beiden hatten sich laut Anklage 2023 in einem Saunaclub in Nürnberg kennengelernt und waren anschließend ein Paar.

Sie sollen geplant haben, gemeinsam in die bulgarische Heimat der Frau auszuwandern. Zur Finanzierung dieses Plans verkaufte der 74-Jährige ein Grundstück und überwies der Frau mehrmals hohe Geldsummen.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die 33-Jährige am Nachmittag des 1. August von dem Mann getrennt hatte und in ihre bulgarische Heimat fahren wollte.

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Weil die künftige Lebensplanung des 74-Jährigen damit zerbrochen sei und weil er wütend über die Trennung gewesen sei, soll der Angeklagte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die junge Frau getötet und ihre Leiche an einen bis heute unbekannten Ort gebracht haben.

Ein Urteil soll nächste Woche Freitag (17. Oktober) verkündet werden.

Titelfoto: Daniel Vogl/dpa

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