Prozess um Tod von Hanna W. aus Aschau: "Für die Familie ist das sehr sehr hart"

Von Britta Schultejans

Traunstein/Laufen - Am 3. Oktober ist es drei Jahre her, dass Hanna W. (†23) starb. Auf dem nur rund 885 Meter langen Weg von ihrer Stamm-Disco, dem "Eiskeller" im oberbayerischen Aschau, kam sie ums Leben. War es ein Unfall oder ein Verbrechen?

Der Angeklagte Sebastian T. will nicht mehr verpixelt werden.
Der Angeklagte Sebastian T. will nicht mehr verpixelt werden.  © Felix Hörhager/dpa

Das ist die Frage, die das Landgericht Traunstein nun klären muss. Kurz bevor sich ihr Todestag zum dritten Mal jährt, hat ein neuer Prozess um den Fall Hanna begonnen.

Der Angeklagte bestreitet nach Angaben seiner Verteidiger die Mord-Vorwürfe gegen ihn. Er wolle sich ansonsten aber "schweigend verteidigen", sagt sein Anwalt Yves Georg nach der Verlesung der Anklage.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem inzwischen 23-Jährigen vor, die Studentin "aus sexuellen Motiven" angegriffen und dann in einen reißenden Bach gestoßen zu haben.

Prozess um tote Hanna: Verteidigung rechnet mit Richterin ab
Gerichtsprozesse Bayern Prozess um tote Hanna: Verteidigung rechnet mit Richterin ab

Der Angeklagte war 2024 vom Landgericht Traunstein wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren verurteilt worden, doch der Bundesgerichtshof (BGH) hob das Urteil wegen Befangenheit der Vorsitzenden Richterin auf.

Sie hatte sich mit der Staatsanwaltschaft ausgetauscht, ohne die Verteidigung darüber zu informieren.

Sebastian T. will nicht mehr gepixelt werden

Weil es dann auch noch Zweifel an der Aussage des Hauptbelastungszeugen gab, ist der 23-Jährige, der wie Hanna aus Aschau stammt, inzwischen sogar aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Den Gerichtssaal betritt er als freier Mann mit weißem Hemd und dunklem Sakko. Auf den Bildern, die die zahlreichen Fotografen von ihm machen, will er ausdrücklich nicht gepixelt werden.

Anwältin Regina Ricks glaubt an die Unschuld ihres Mandanten

Anwältin Regina Rick (M.) verteidigt Sebastian T. (l.).
Anwältin Regina Rick (M.) verteidigt Sebastian T. (l.).  © Felix Hörhager/dpa

"Er hat ja nichts getan", sagt seine Anwältin Regina Rick, die öffentlichkeitswirksam auch einen anderen Mandanten im Zuschauerraum des Gerichtssaals begrüßt: Manfred Genditzki, der - laut Gericht erwiesenermaßen - 13 Jahre lang zu Unrecht im Gefängnis saß für einen Mord, den es nie gegeben hat und der ein Unfall war.

Die Signalwirkung, die damit wohl erzielt werden soll, dürfte klar sein: Aus Sicht von Verteidigerin Rick haben die Fälle Parallelen, aus ihrer Sicht droht erneut einem Unschuldigen Gefängnis.

Nebenklagevertreter Holderle sagt später: "Für die Familie ist das sehr sehr hart." Hannas Mutter ist, anders als im ersten Prozess, nicht mehr dabei, weil sie es nach Angaben des Anwalts nicht aushält und auch dem Vater, der stark und dabei sein wolle, gehe es "wirklich schlecht".

Das Urteil könnte kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, fallen.
Das Urteil könnte kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, fallen.  © Felix Hörhager/dpa

Die "juristischen Geplänkel" der Verteidigung seien "für denjenigen, dessen Tochter umgebracht worden ist, schwer verständlich". "Wenn es tatsächlich ein Unfall wäre, dann könnten die Eltern das akzeptieren", sagt Holderle in einer Verhandlungspause. "Aber der Akteninhalt gibt in keiner Weise einen Unfall her."

26 Verhandlungstage hat das Landgericht Traunstein für den Prozess angesetzt, der aus Platzgründen in einem Saal des Amtsgerichts Laufen stattfindet. Das Urteil könnte demnach kurz vor Weihnachten, am 19. Dezember, fallen.

Titelfoto: Felix Hörhager/dpa

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Bayern: