Wie im Horror-Märchen: Stiefmutter und Vater sperren Sohn (5) ein und fesseln ihn

Von Ulf Vogler

Augsburg - Ein wegen Misshandlung ihres fünfjährigen Sohnes angeklagtes Ehepaar hat vor Gericht die Taten zum Teil eingeräumt.

Eine 35 Jahre alte Frau (2.v.l) und ihr 33 Jahre alter Mann (r.) sitzen auf der Anklagebank des Amtsgerichts Augsburg. Sie sollen ihren fünfjährigen Sohn misshandelt haben.
Eine 35 Jahre alte Frau (2.v.l) und ihr 33 Jahre alter Mann (r.) sitzen auf der Anklagebank des Amtsgerichts Augsburg. Sie sollen ihren fünfjährigen Sohn misshandelt haben.  © Ulf Vogler/dpa

Laut Anklage sollen die Eltern das Kind mehrfach geschlagen, gefesselt und eingesperrt haben. Das Martyrium des Jungen soll etwa ein Jahr gedauert haben, dann konnte er aus dem Haus fliehen.

Der Vater und die Stiefmutter müssen sich deswegen vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten. Beide befinden sich seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft.

Laut der Anklage war die leibliche Mutter gestorben, als der Junge gerade vier Jahre alt war. Bald lernte der aus dem Landkreis Aichach-Friedberg stammende Vater eine neue Frau kennen, die bei ihm einzog und die er später auch heiratete.

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Wenige Monate später begannen demnach die Übergriffe auf den Sohn des heute 33 Jahre alten Vaters. Der Mann soll seinen Buben mehrfach geprügelt haben, die 35-jährige Frau soll auch einmal zugeschlagen haben.

Die Angeklagten sollen das Kind zudem ohne Essen und Trinken für längere Zeiträume im Heizungsraum, der Abstellkammer oder im Kinderzimmer eingesperrt haben. Mit Kabelbindern sollen die Arme und Füße des Jungen dabei gefesselt worden sein.

Misshandeltes Kind soll sich zurückentwickelt haben, Eltern beschreiben ihn als "aggressiv"

Monatelang soll ein Junge (5) von einem Vater und dessen Frau misshandelt worden sein. (Symbolbild)
Monatelang soll ein Junge (5) von einem Vater und dessen Frau misshandelt worden sein. (Symbolbild)  © Annette Riedl/dpa

Der Anwalt des Vaters erklärte in dem Prozess, dass die angeklagten Taten zutreffend seien. Anschließend sagte der 33-Jährige aus, bestritt aber verschiedene Vorwürfe aus der Anklage.

Die beschuldigte Frau sagte selbst nichts zu den Vorwürfen, ließ aber ihren Verteidiger eine Erklärung verlesen. Demnach gibt auch sie nur einen Teil der angeklagten Taten zu. Beide erklärten, überfordert gewesen zu sein, weil der Sohn aggressiv gewesen sei.

Im vergangenen Januar soll der Sohn dann aus dem Wohnhaus geflohen sein. Eine Zeugin entdeckte das nur leicht bekleidete Kind allein auf einer Landstraße.

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Das Jugendamt nahm sich des mittlerweile sechs Jahre alten Buben an. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat sich der zuvor altersgerecht entwickelte Junge durch die fortdauernde Vernachlässigung und Misshandlung massiv zurückentwickelt.

Den Angeklagten wird unter anderem schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Das Urteil im Prozess wird am Donnerstag erwartet.

Erstmeldung 8.40 Uhr, zuletzt aktualisiert 15.04 Uhr.

Titelfoto: Ulf Vogler/dpa

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