Mann in der "Alex-Wache" misshandelt: Vier Berliner Polizisten angeklagt

Berlin - Tatort Polizeiwache: In Berlin sollen vier Beamte gemeinsam einen 21-Jährigen misshandelt haben. Nun hat die Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Anklage erhoben.

Auf der Wache am Alexanderplatz soll sich im Juli 2021 Unvorstellbares zugetragen haben. (Archivbild)
Auf der Wache am Alexanderplatz soll sich im Juli 2021 Unvorstellbares zugetragen haben. (Archivbild)  © Paul Zinken/dpa

Im Zentrum der ungeheuerlichen Vorwürfe stehen ein heute 35-jähriger ehemaliger Polizeibeamter der sogenannten "Alex-Wache" und drei seiner früheren Kollegen im Alter von 26, 27 und 30 Jahren.

Laut Staatsanwaltschaft hatte ein junger Mann am 16. Juli 2021 gegen 2 Uhr in der Nacht die Wache am Alexanderplatz aufgesucht, um den Verlust seines Portemonnaies anzuzeigen.

Im Eingangsbereich soll der 35-jährige Polizist zunächst den Arm des Besuchers nach unten gedrückt haben, möglicherweise, um dessen Gestikulieren zu unterbinden.

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Als der 21-Jährige einen anderen Polizisten auf das Verhalten seines Kollegen aufmerksam machte, soll Letzterer den jungen Mann mit "einem kraftvollen Schlag" zu Boden gebracht haben.

Während der 35-Jährige weiter auf sein Opfer einschlug, sicherten seine Kollegen das Geschehen ab. Der Angegriffene soll zwischenzeitlich sogar bewusstlos geworden sein. Im Anschluss sollen die Polizisten versucht haben, den Angriff mithilfe einer ausgedachten Geschichte zu vertuschen.

Sie behaupteten, der 21-Jährige habe ein Feuerzeug und ein Handy auf sie geworfen, woraufhin sie ein Ermittlungsverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte eingeleitet hätten.

Ohne Einwilligung Blut abgenommen

Die neue Wache am Berliner Alexanderplatz wurde 2017 eröffnet. (Archivbild)
Die neue Wache am Berliner Alexanderplatz wurde 2017 eröffnet. (Archivbild)  © Paul Zinken/dpa

Nur aus diesem Grund, so behaupteten die Beamten, hätten sie den Mann festgehalten und gefesselt sowie dessen Atemalkohol gemessen.

Später sollen die Polizisten auch noch die Rufbereitschaft der Staatsanwaltschaft kontaktiert haben. Gegenüber dem dortigen Kollegen behaupteten sie, der 21-Jährige sei mit einer Blutentnahme einverstanden, zudem habe der Staatsanwalt eine solche angeordnet.

In der Folge wurde dem Geschädigten ohne Einwilligung und Rechtsgrundlage Blut abgenommen!

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Der 35-Jährige wurde wegen Körperverletzung im Amt in Tateinheit mit Nötigung angeklagt. Gegen seine drei Kollegen wurde außerdem Anklage wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung im Amt sowie Verfolgung Unschuldiger, Nötigung im Amt und Freiheitsberaubung erhoben.

Der 35 Jahre alte Polizist soll seinen Dienst bereits freiwillig quittiert haben. In einem anderen Verfahren wurde er - noch nicht rechtskräftig - zu zwei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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