Mutter soll ihre Tochter (†11) in Berlin-Köpenick getötet haben: Prozess endet bereits nach wenigen Minuten

Berlin - Rund sechs Monate nach dem gewaltvollen Tod einer Elfjährigen endete der Prozess gegen die Mutter am heutigen Mittwoch noch vor Verlesung der Anklage.

Die deutschen Angeklagten wurden am 16. Oktober 2023 selbst schwer verletzt in Berlin-Köpenick aufgefunden.
Die deutschen Angeklagten wurden am 16. Oktober 2023 selbst schwer verletzt in Berlin-Köpenick aufgefunden.  © Paul Zinken/dpa

Nach dem gewaltsamen Tod einer Elfjährigen und deren Großmutter steht die Mutter des Mädchens vor dem Berliner Landgericht. Die Anklage wirft der 42-jährigen Frau Totschlag und Tötung auf Verlangen vor.

Sie soll am 13. Oktober 2023 erst ihre Tochter mit einem Messer getötet haben, dann ihre Mutter - die 68-Jährige auf deren ausdrücklichen Wunsch.

Der erste Verhandlungstag am Mittwoch endete allerdings noch vor Verlesung der Anklage. Der mitangeklagte Großvater sei nach einer kardiologischen Behandlung am Vortag derzeit nicht verhandlungsfähig, teilte der Vorsitzende Richter mit. Am 8. Mai soll der Prozess mit beiden Angeklagten fortgesetzt werden.

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Der 71-Jährige soll laut Staatsanwaltschaft von den Tötungsplänen gewusst und trotzdem nichts unternommen haben, um das Leben seiner Enkelin zu retten.

Dem Senior wird Totschlag durch Unterlassen zur Last gelegt. Seine Verteidigerinnen kündigten an, dass sie für ihn im Prozess eine Erklärung verlesen werden.

Nach Todes-Unglück: Familienmitglieder schrieben Abschiedsbriefe

Für den Prozess sind neun weitere Verhandlungstage geplant. (Symbolbild)
Für den Prozess sind neun weitere Verhandlungstage geplant. (Symbolbild)  © Sonja Wurtscheid/dpa

Die Angeklagten waren am 16. Oktober selbst schwer verletzt aufgefunden worden. Die Frau in derselben Wohnung in Berlin-Köpenick wie das Mädchen und seine Großmutter, der Großvater in seiner Wohnung in der Nähe.

Die 42-Jährige und ihr Vater hätten die Absicht gehabt, sich ebenfalls zu töten, hieß es von der Berliner Staatsanwaltschaft bei Anklageerhebung. Dies sei auch jeweils versucht worden - aber letztlich nicht gelungen. Von allen vier Familienmitgliedern sollen Abschiedsbriefe gefunden worden sein.

Die deutsche Familie habe sehr zurückgezogen gelebt, hieß es am Rande der Verhandlung. Sie sei "sehr, sehr gläubig" gewesen, man habe "für sich gebetet", so eine Anwältin. Es handele sich aber nicht um einen religiösen Wahn. Die Staatsanwaltschaft hatte bei Anklageerhebung mitgeteilt, die Familie habe sehr "bibeltreu und pietistisch" gelebt. Dabei soll ihr Glaube "auch spirituell-esoterische Züge" angenommen haben.

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Dadurch soll sich die Familie immer mehr von der gesellschaftlichen Entwicklung überfordert und mit der Politik unzufrieden gezeigt haben. Vor diesem Hintergrund sei der Plan für die angeklagten Taten entstanden.

Tochter und Vater kamen zunächst in Krankenhäuser und wurden später festgenommen. Beide befinden sich seitdem in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind bislang neun weitere Verhandlungstage bis zum 14. Juni terminiert.

Erstmeldung um 6.01 Uhr, aktualisiert um 16.37 Uhr

Normalerweise berichtet TAG24 nicht über Suizide. Da der Vorfall aber in Zusammenhang mit einem Prozess stattfindet, hat sich die Redaktion entschieden, es doch zu thematisieren. 


Solltet Ihr selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, findet Ihr bei der Telefonseelsorge rund um die Uhr Ansprechpartner, natürlich auch anonym. Telefonseelsorge: 08001110111 oder 08001110222 oder 08001110116123 oder unter www.telefonseelsorge.de.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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