25 Jahre nach Doppelmord in Chemnitz: So lange muss der Täter in den Knast

Chemnitz - 25 Jahre nach einem Doppelmord an zwei Brüdern in Chemnitz wird an diesem Mittwoch das Urteil gegen den mutmaßlichen Täter erwartet. 
Quoc Hung N. (53) soll zwei Landsleute brutal mit einem Kabel erdrosselt haben.
Quoc Hung N. (53) soll zwei Landsleute brutal mit einem Kabel erdrosselt haben.  © Haertelpress

Angeklagt ist ein 53 Jahre alter Mann, der sich seit Ende März vor dem Landgericht Chemnitz wegen Mordes verantworten muss. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Vietnamesen vor, im Sommer 1995 zwei Landsleute in deren Wohnung mit einem Elektrokabel erdrosselt zu haben. 

Hintergrund der Tat sollen demnach illegaler Zigarettenhandel und Schutzgelderpressung gewesen sein.

Starb ein Kind (7), weil er zu spät handelte? Freiberger Arzt erneut vor Gericht
Gerichtsprozesse Chemnitz Starb ein Kind (7), weil er zu spät handelte? Freiberger Arzt erneut vor Gericht

Laut Staatsanwaltschaft hatte sich der heute 53-Jährige nach der Tat nach Tschechien abgesetzt und dort unter falscher Identität gelebt. Im vergangenen Jahr war der Mann in Prag festgenommen und nach Deutschland überstellt worden.

Die Verhandlung beginnt um 9.00 Uhr.

Update 16.30 Uhr: 25 Jahre nach der Tötung von zwei Brüdern in Chemnitz hat das Landgericht der Stadt den Täter am Mittwoch wegen Totschlags in zwei Fällen schuldig gesprochen. Die Schwurgerichtskammer verurteilte den 53 Jahre Mann zu einer Freiheitsstrafe von 12 Jahren. Nach Überzeugung des Gerichts hat der Vietnamese Ende Juli 1995 zwei Landsleute getötet. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Mit dem Urteil folgte die Kammer dem Antrag der Anklage nicht. Diese hatte wegen Mordes aus niederen Beweggründen eine lebenslange Haft gefordert. Die Vorsitzende Richterin Simone Herberger begründete dies damit, dass die Motivlage unklar und das genannte Mordmerkmal daher "nicht sicher anzunehmen" war.

Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer Rivalität beim illegalen Handel mit Zigaretten, Schutzgelderpressung und Schulden als Motive angeführt. Die Verteidigung hingegen hatte auf Freispruch plädiert, weil aus ihrer Sicht unter anderem die Spuren des Angeklagten am Tatort nicht dessen Tatbeteiligung beweisen würden.

Update 13 Uhr: Der Tatverdächtige soll nach Ansicht der Staatsanwaltschaft lebenslang hinter Gitter. Am letzten Verhandlungstag am Mittwoch forderte der Anklagevertreter vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Chemnitz eine Verurteilung des 53-Jährigen wegen Mordes. Der Prozess habe die Schuld des Vietnamesen bewiesen, so Staatsanwalt Stephan Butzkies. Der Angeklagte habe Ende Juli 1995 zwei Landsleute «mit absolutem Vernichtungswillen» getötet. Motiv sollen illegaler Zigarettenhandel, Schutzgelderpressung und Schulden gewesen sein.

Die Verteidigung hingegen beantragte Freispruch für den Angeklagten. Aus Sicht von Anwalt Jürgen Saupe würden die am Tatort gefundenen Spuren seines Mandanten nicht dessen Tatbeteiligung beweisen. Überdies seien Beweisstücke verschwunden und Zeugen hätten sich wegen des langen Zeitraums nicht mehr an Details erinnern können. Sein Mandant sei zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung gewesen und nicht an der Tat beteiligt gewesen.

Nach den Plädoyers wollte die Kammer überraschend noch einmal in die bereits geschlossen Beweisaufnahme einsteigen. Grund ist, dass eine Zuschauerin während der Verhandlung unerlaubt Videoaufnahmen gemacht hat. Die Frau entpuppte sich bei der Überprüfung ihrer Personalien durch die Vorsitzende Richterin als Lebensgefährtin des Angeklagten. Diese hatte zuvor bereits als Zeugin gehört werden sollen. Dies sollte nun vor der erwarteten Urteilsverkündung nachgeholt werden.

Titelfoto: Haertelpress

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Chemnitz: