Frau totgefahren und abgehauen: Muss die sechsfache Mutter nun doch nicht in den Knast?

Chemnitz - Ein Urteil mit Zündstoff am Landgericht Chemnitz: Eine Autofahrerin muss nach dem tödlichen Crash in Freiberg aus dem Januar 2023 nicht in den Knast. Die Kammer setzte die Freiheitsstrafe in zweiter Instanz aus dem ersten Verfahren am Amtsgericht Freiberg zur Bewährung aus.

Würde „vieles gern rückgängig machen“: Todesfahrerin Doreen L. (40) aus Roßwein.  © Haertelpress

Die mehrfach vorbestrafte Doreen L. (40) hatte vor zweieinhalb Jahren Nancy L. (†42), eine Mitarbeiterin des Freiberger Tierheims, auf dem Weg zur Arbeit angefahren und anschließend Fahrerflucht begangen.

Die junge Frau erlag später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Das Berufungsverfahren kam erst im dritten Anlauf über die Startlinie, nachdem L. zuvor zweimal entschuldigt gefehlt hatte.

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Juristisch ging es nur noch um die Höhe der Strafe - die Schuld steht, die Haftfrage nicht.

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Bewährung für die Angeklagte, lebenslänglich für die Familie des Opfers

An der Unfallstelle auf der Straße Münzbachtal erinnert noch heute ein Kreuz an Nancy L. (42).  © Ralph Kunz

Verteidiger Reinhard Röthig (48) hatte keine schriftliche Begründung für die Berufung geliefert. Doch seine Mandantin, Mutter von sechs Kindern, wollte nicht in den Knast.

Berufungsrichter Stefan Buck (57) erklärte, warum die Waage der Justiz am Dienstag anders aussah. "Wir mussten die seit dem ersten Urteil verstrichene Zeit berücksichtigen. Seitdem sind keine neuen Straftaten bekannt geworden."

Ob es gelungen sei, "die Nebenkläger nicht weiter zu verletzen, ist fraglich". Im Saal saß die Familie des Opfers mit bleichem Blick.

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Die Eltern als Nebenkläger, zwei Schwestern im Zuschauerraum. "Die Familie hat bereits lebenslänglich bekommen", bringt es ihr Anwalt auf den Punkt. Die Mutter, so heißt es, ist auf Medikamente angewiesen.

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