DVB-Busfahrer darf nach heftigem Unfall wieder ans Steuer!

Dresden - Ein Bild der Zerstörung zeigte sich am Morgen des 15. Januar in Bühlau, nachdem ein Bus der Ersatzlinie (EV 11) links von der Straße abgekommen und frontal in die Hauswand der Feinbäckerei Richter (Hausnummer 139) gekracht war. Drei Menschen wurden verletzt, am schwersten der Busfahrer. Am Donnerstag war Prozess gegen den Crash-Piloten.

Marcel Z. (40) darf nach dem Urteil wieder Bus fahren, muss aber noch eine interne DVB-Prüfung im Januar absolvieren.
Marcel Z. (40) darf nach dem Urteil wieder Bus fahren, muss aber noch eine interne DVB-Prüfung im Januar absolvieren.  © Ove Landgraf

Es war eine ganz gewöhnliche Tour, wenig Verkehr in der Stadt. Station für Station fuhr der Linienbus der DVB in der Nacht die Bautzner Landstraße hoch. Doch um 2.18 Uhr nickte Fahrer Marcel Z. (40) am Steuer ein - und es kam zum Unglück.

Nicht der Sekundenschlaf war Anlass, dass ihm die Staatsanwaltschaft fahrlässige Verkehrsgefährdung vorwarf, sondern die Annahme, er habe zuvor seine Ermüdungserscheinungen nicht beachtet.

Der Verteidiger des Busfahrers bezog sich auf die Aussagen eines der beiden Insassen, der bei dem Unfall leicht verletzt worden war: "Die Fahrt war zuvor normal gewesen, keine Schlangenlinien, Bremsmanöver, sonstigen Auffälligkeiten in der Fahrweise."

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Mittlerweile war bei dem Busfahrer, der nach dem Unfall mehrere Wochen im Krankenhaus verbringen musste, eine Schlafapnoe festgestellt worden. Das bedeutet, dass er nachts schlecht atmet, dadurch weniger zur Ruhe kommt: "Das bedeutet aber nicht, dass man plötzlich in den Schlaf fällt", so die Richterin entschieden.

Dennoch zog die Richterin in Erwägung, einen weiteren Prozesstag einzuberufen, um ein weiteres medizinisches Gutachten einzuholen: "Er ist eingeschlafen, aber die Frage bleibt, ob er die Anzeichen davor missachtet hat."

Der Busfahrer wurde bei dem Aufprall am schwersten verletzt, musste aus seiner Kabine herausgeschnitten werden.
Der Busfahrer wurde bei dem Aufprall am schwersten verletzt, musste aus seiner Kabine herausgeschnitten werden.  © Roland Halkasch

DVB-Fahrer nach Unfall: "Ich hatte Angst, wieder zu fahren"

Durch den Aufprall wurde die Substanz des Hauses, in dem die Bäckerei ist, massiv beschädigt. Ein Gutachten ergab allerdings: Es ist zu retten. Im Sommer nächsten Jahres soll alles wieder wie neu aussehen.
Durch den Aufprall wurde die Substanz des Hauses, in dem die Bäckerei ist, massiv beschädigt. Ein Gutachten ergab allerdings: Es ist zu retten. Im Sommer nächsten Jahres soll alles wieder wie neu aussehen.  © Ove Landgraf

Weil aber auch der zweite Zeuge aussagte, es sei bis zum Unfall eine ruhige Fahrt gewesen, konnten sich Staatsanwaltschaft und Verteidigung einigen.

Der Prozess wird gegen Zahlung von 1000 Euro an die Dresdner Verkehrswacht eingestellt. Den entstandenen Sachschaden an der Bäckerei (200.000 Euro) übernimmt die Versicherung.

Mit dieser Entscheidung geht der DVB-Fahrer als nicht vorbestraft aus dem Prozess, darf ab sofort wieder Auto und Bus fahren. "Ich hatte Angst, wieder zu fahren. Im Januar habe ich eine Prüfung", so Marcel Z. nach dem Urteil.

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DVB-Sprecher Falk Lösch (59) erklärt: "Es handelt sich um eine interne Nachabnahme, um dem Fahrer wieder das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln."

Bäckermeister steht vor Trümmerhaufen: Doch er hat einen Plan!

Im Januar stand Bäckermeister Stefan Richter (50) auf dem Trümmerhaufen seines Lebenswerks, nachdem ein Bus frontal in die Filiale gedonnert war.
Im Januar stand Bäckermeister Stefan Richter (50) auf dem Trümmerhaufen seines Lebenswerks, nachdem ein Bus frontal in die Filiale gedonnert war.  © Eric Münch

Plötzlich lag sein Lebenswerk in Trümmern, als Stefan Richter (50) am 15. Januar morgens zur Arbeit kam.

Seine 2020 frisch sanierte Bühlauer Feinbäckerei, die der Bäckermeister in dritter Generation führt, glich einem Trümmerfeld.

Doch statt aufzugeben, berief er am nächsten Morgen alle Kollegen in die verschont gebliebene Backstube.

Dort entwarf man gemeinsam einen Plan, um schnell wieder für frische Backwaren zu sorgen: "Wir beginnen zuerst mit einem mobilen Verkaufsstand bei uns im Hof. Als zweiten Schritt wollen wir einen Container anmieten, der sowohl Kasse als auch als Tresen hat", so Richter damals.

Keine zwei Wochen später war der Stand da, im März der angekündigte gläserne Container, aus dem bis heute verkauft wird.

Am demolierten Haus der Feinbäckerei Richter in Bühlau wird seit rund zwei Wochen gearbeitet, während der Verkauf weiterhin im Container nebenan läuft.
Am demolierten Haus der Feinbäckerei Richter in Bühlau wird seit rund zwei Wochen gearbeitet, während der Verkauf weiterhin im Container nebenan läuft.  © Eric Münch

Für den dritten Schritt, zurück in die Filiale, fehlte lange ein Gutachten: "Das ist nun da und ab 11. November wurde das Gerüst gestellt. Planmäßig sollten wir im August zurück in unsere Filiale ziehen", sagt Sylvia Haufe (64), die seit 14 Jahren in der Bäckerei arbeitet, "mit dem besten Chef, den man sich wünschen kann".

Titelfoto: Bildmontage: Roland Halkasch, Ove Landgraf

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