Griff der Imam in die Kasse? Prozess soll eingestellt werden

Dresden - Das "Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum" sorgt immer wieder für Schlagzeilen: Der Verein plant seit Langem, eine Moschee zu bauen. Das scheiterte bislang daran, dass deren einziger Vorstand und Imam vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Am Montag stand Saad E. (58) wegen Untreue vor Gericht.

Das "Marwa Elsherbiny Kultur- und Bildungszentrum" in der Dresdner Johannstadt.  © Steve Schuster

"Yallah, ich will nach Hause", sagte der Ägypter zu TAG24.

Seit 25 Jahren sei er in Sachsen, engagiere sich seitdem viel. "Ich sollte einen Preis bekommen! Stattdessen bekomme ich nur Prozesse", so E. sichtlich wütend.

Der Prozess fand am Montag dennoch statt: Von Januar 2019 bis Januar 2020 soll er 1300 Euro aus der Kasse des Vereins genommen haben, dessen alleiniger Vorsitzender, einziger Vorstand und Imam (muslimischer Gemeindepfarrer) er ist.

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Mehr als zehn Zeugen hatte das Gericht bereits gehört und den Prozess per Strafbefehl beenden wollen: Ein Jahr auf Bewährung sollte Saad wegen 13-facher Untreue bekommen. Doch er legte Einspruch ein. Nach einem Rechtsgespräch war die Verhandlung nach einer guten Stunde vorbei.

Das Verfahren wird eingestellt, wenn er im nächsten halben Jahr 6000 Euro an Staatskasse und gemeinnützige Vereine zahlt.

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Prediger ist dem Verfassungsschutz bekannt

Saad E. (58) muss sich wegen Untreue verantworten.  © Steve Schuster

Obwohl Saad auch am Montag beteuerte, "sauber" zu sein, landet er seit Jahren im sächsischen Verfassungsschutzbericht.

Der Inlandsgeheimdienst ordnet ihn der ägyptischen "Muslimbruderschaft" zu. Die Bewegung will einen Scharia-Staat errichten. "Die angestrebte islamistische Staatsform [ist] nicht mit demokratischen Grundprinzipien, wie dem Recht auf freie Wahlen, dem Recht auf Gleichbehandlung sowie der Meinungs- und Religionsfreiheit vereinbar", heißt es im Bericht.

Zudem seien E.s Predigten gespickt mit islamistischem, extremistischem oder auch antisemitischem Gedankengut.

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Saad bestreitet die Vorwürfe vehement.

Dennoch sind sie nach TAG24-Informationen ein Grund dafür, weshalb am bisher geplanten Moschee-Standort in der Nähe des Straßburger Platzes nun ein Verkehrsgarten samt Fahrradübungsplatz für Kinder - statt einer Moschee - entstehen soll.

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