Peinliche Justiz-Panne: Richter wartet auf Zeugen, dabei sitzt der längst im Knast

Dresden - Die Großrazzia gegen mutmaßliche Drogen-Dealer Ende Januar sorgte für Aufmerksamkeit: Nachdem die Behörden Daten verschlüsselter Handys des Typs "EncroChat" aus Frankreich bekommen hatten, durchsuchten Spezialkräfte allein im Raum Dresden und Leipzig 40 Objekte.

Kein Amtsträger wusste Bescheid: Mustafa K. (26) sitzt schon seit Januar in U-Haft.
Kein Amtsträger wusste Bescheid: Mustafa K. (26) sitzt schon seit Januar in U-Haft.  © TAG24

Dass dabei Ammar R. (28) und Mustafa K. (26) aus dem Umfeld der KMN-Gang in U-Haft landeten, berichteten neben TAG24 mehrere Medien. Teilen der Justiz blieb das offenbar verborgen, denn am Mittwoch wartete das Dresdner Amtsgericht vergeblich auf Mustafa, der als Zeuge aussagen sollte.

Vor mehr als drei Jahren krachte es vor dem Café Milan in Dresden: Als die Polizei eintraf, fand sie dort den schwer verletzten Mustafa K., im Umfeld wurde auch KMN-Rapper Ghassan "Zuna" R. (28) aufgegriffen.

Schnell war für die Ermittler klar, dass es hier zu einer blutigen Schlägerei zwischen den Café-Betreibern um Ex-Profi-Boxer Samir N. (40) und dem Gang-Umfeld gekommen sein soll.

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Doch wie das genau ablief, ist noch immer nicht geklärt: Vor zwei Jahren stand Mustafa K. vor Gericht, weil er Samir N. mit einer Eisenstange attackiert haben soll. Der Prozess wurde jedoch ausgesetzt. Am Mittwoch nun saß Boxer Samir auf der Anklagebank: Dieser soll wiederum Mustafa mit der Stange schwer verletzt haben.

Bis auf Mustafa kamen auch alle.

Ein Zeuge wies das Gericht darauf hin, dass doch überall im Internet stehe, dass Mustafa in U-Haft sitzt. Davon wussten jedoch weder Richter noch Staatsanwalt, ließen sich das erst mal bestätigen. "Ohne das mutmaßliche Opfer kann man hier nicht verhandeln", so Richter Ralf Schamber (58). "Das ist ärgerlich."

Verfahren gegen Mustafa K. und Samir N. liefen in unterschiedlichen Abteilungen

Ex-Boxer Samir N. (40) soll Mustafa K. mit einer Eisenstange schwer verletzt haben.
Ex-Boxer Samir N. (40) soll Mustafa K. mit einer Eisenstange schwer verletzt haben.  © Peter Schulze

Tatsächlich kommen solche Pannen vor, da Zeugenladungen an die Wohnanschrift des Inhaftierten gehen. Steht der Name noch am Briefkasten, gilt die Ladung als zugestellt.

Bei der Staatsanwaltschaft wiederum laufen die Verfahren gegen Mustafa K. und Samir N. in unterschiedlichen Abteilungen. Nun wurde der Prozess auf Ende Oktober verschoben.

Titelfoto: TAG24

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